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Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2014

Am 1. September 2014 wurde der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk zum 64. Mal auf der internationalen Konsumgütermesse Tendence in Frankfurt/Main verliehen. Die Preisträger 2014: Holzgestalter Christoph Finkel, Glasdesignerin Alexa Lixfeld und Keramikerin Christine Ruff.
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Messe Frankfurt/Pietro Sutera
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Auf der diesjährigen Tendence würdigte die Jury das künstlerische Schaffen und die Werke dreier Kunsthandwerker, die zu den Modern-Crafts-Talenten gehören – die Arbeiten waren in der Ausstellung „Form 2014 – Form aus Handwerk und Industrie“ auf der Tendence zu sehen. Der erste Preis zeichnet den akademischen Bildhauer und Holzkünstler Christoph Finkel aus. Der zweite Preis ehrt Alexa Lixfeld für ihre Glasobjekte und -gefäße. Die dritte Auszeichnung geht an die Keramikgestalterin Christine Ruff. Auch in diesem Jahr ist der älteste, bereits 1951 ins Leben gerufene Staatspreis Deutschlands mit insgesamt 8000 Euro dotiert.

Zur fünfköpfigen Jury zählen – neben den Preisträgern des letzten Jahres, Hebach & Kloes (Metallgestaltung) – Silke Wolter von Fein-Design in Bad Soden, Lutz Schell-Peters von der Werksakademie für Gestaltung im Handwerk Hessen, Karin Hoerler aus dem Kunsthaus Wiesbaden und Brit Fröse, Handwerkskammer Wiesbaden.

Verliehen wurden die Auszeichnungen durch Tarek Al-Wazir, Staatsminister im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, und Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH. In der Feierstunde auf dem Messegelände charakterisierte Tarek Al-Wazir das kunsthandwerkliche Schaffen folgendermaßen: „Mit einer Vielfalt an individuell gefertigten Arbeiten fernab von Einheitsdesign zeigt sich gerade diese Branche als moderner und zukunftsorientierter Wirtschaftsbereich.“ Der Hessische Staatspreis stehe auch dafür, Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker und ihr Know-How ins rechte Licht zu rücken.

1. Preis: Christoph Finkel © Messe Frankfurt/Pietro Sutera
1. Preis: Skulpturale Holzschalen an der Grenze zur Machbarkeit – Christoph Finkel, freischaffender Holzkünstler, Bad Hindelang
Die Jury ehrt Christoph Finkel mit dem ersten Preis für seine einzigartigen skulpturalen Objekte. Seine Arbeiten überzeugten die Jury nicht nur durch die materialgerechte und exquisite Verarbeitung,sondern auch durch ihre vorbildliche Gestaltung. Sie seien dekoratives Objekt und eine gelungene Kombination aus Tradition und Moderne. Mit seiner speziell angefertigten Drechselbank verschiebt der studierte Bildhauer die Grenzen des Möglichen, um eine perfekt geformte Schale aus einem rohen Holzblock zu gestalten. Christoph Finkel selbst beschreibt den langen Entstehungsprozess seiner Unikate folgendermaßen: Er transportiere ausgesuchte, durch Altersschwäche oder Lawinen umgestürzte Bäume aus seiner Umgebung in sein Allgäuer Atelier, zerlege sie in verwertbare Stücke und bearbeite diese, indem er Charakter und Form zu erkennen suche, die die Natur bereits vorgegeben habe. Das Sehen und skulpturale Umsetzen lernte er an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Die Erfahrung mit dem eigenwilligen Werkstoff Holz ziehe er aus dem großelterlichen Traditionsbetrieb einer Wagnerei. Diese Fertigkeiten und das Wissen über Elastizität, Trocknung und Verformung des Holzes auch nach der Bearbeitung mache seine Arbeit trotz aller Präzision zu einem Abenteuer: „Ich versuche, eine Balance zwischen Gestaltung und Material zu finden“. Sowohl die „3 in 1“-Objekte, als auch die organisch geformten, mit tiefen Rillen versehenen Schalen haben die Jury überzeugt: Christoph Finkel schaffe es, ganz unaufgeregt ein Kunstwerk zu gestalten, das selbstverständlich im Ausdruck ist und trotzdem von schöner Eleganz geprägt sei. Seine Arbeiten seien ein handgefertigtes, ausdrucksvolles Kunstwerk mit individuellem Charakter und zeitlosem Design.

2. Preis: Alexa Lixfeld © Messe Frankfurt/Pietro Sutera
2. Preis: Objektkunst mit ausdrucksstarker Formensprache in Glas – Alexa Lixfeld, Diplom-Designerin, Hamburg

Eine ausdrucksstarke Formensprache, balancierend zwischen Kunst und Funktion, verbunden mit dem eingesetzten Material Glas, gab den Ausschlag für das Votum der Jury für den zweiten Preis. Alexa Lixfeld studierte in Köln und Eindhoven Design und nimmt in zahlreichen internationalen Projekten das spannungsvolle Material Glas in ihr Blickfeld. Spiegelung und Transparenz, Farbigkeit und Dreidimensionalität haben es Alexa Lixfeld angetan: „Ich bin fasziniert von der Aggregatveränderung dieses honigweichen Materials, das sich beim Erkalten verhärtet.“ Sie schätzt das besondere Verhältnis, das zwischen Betrachter und Objekt entsteht: „Es ist ein Stück Herz und Seele, das da von mir ist.“ Alexa Lixfelds Motivatoren sind Menschen und ihre Reaktion auf die glatten, teilweise großformatigen Glas-Objekte im pastellenen Farbenspiel. Die Interaktion prägt darüber hinaus auch den Entstehungsprozess: Die Objekte in Glasbläsertechnik zu formen und herzustellen bedarf der Hilfe von bis zu zwei weiteren Personen. Hier entstehen in gemeinsamer Arbeit, aber unter der Regie von Alexa Lixfeld, nicht-reproduzierbare Gefäße, die Ausdruck eines poetischen, gefühlvollen Schaffens sind. Die Jury fand: Die Technik des Mundblasens sei hier sinnvoll genutzt zur Umsetzung eines gelungenen Konzepts. Ein Konzept, das handwerklich und ästhetisch anspruchsvoll umgesetzt und sich hoch lebendig, in Form, Größe, Gewicht und Farbe reizvoll variiert.

3. Preis: Christine Ruff © Messe Frankfurt/Pietro Sutera
3. Preis: Keramische Gefäß-Objekte, Form und Variation – Christine Ruff, Keramik-Gestalterin, Wuppertal

Auch die Preisträgerin des dritten Preises, die Keramik-Gestalterin Christine Ruff mit Atelier in Wuppertal, wurde für ihr Gesamtwerk geehrt. Der innovative Umgang mit dem keramischen Material überzeugte die Jury. Die handwerklichen Arbeitsvorgänge werden zu einem aufwändigen Dekor mit spannenden strukturellen Schichtungen. Die Gegenstände, liebevoll geformt, sind nicht eigentlich Gebrauchsgegenstände, sondern in sich ruhende Kunstobjekte, die gar keine Funktion nötig haben. „Ich bin inspiriert von den 50er-Jahren, die das Leichte, die Pastelltöne verkörpern“. Christine Ruff stellt ihre Objekte – Schalen und Vasen – aus dem Material Ton in Gusstechnik her. Die exakt ausgearbeiteten Formen haben sich von einer Rotationstechnik hin zu einem eher bildhauerischen Konzept entwickelt und changieren zwischen nutzbarem Gefäß und Plastik. Christine Ruff variiert eine vorhandene Form, indem sie beispielsweise Bestehendes verbindet oder gleichen Komponenten ein unterschiedliches Aussehen verleiht. Bei der „Schwammerl“-Serie, für die Christine Ruff im Jahr 2013 den NRW Staatspreis für das Kunsthandwerk in der Kategorie Keramik erhalten hat, ergeben sich zum Beispiel Variationen aus einem fortbestehenden Muster, das auf unterschiedliche Formen und Größen aufgebracht wird, Das Fazit der Jury: In jedem Objekt manifestiert sich eine erstaunliche Kunstfertigkeit. Eine ruhige, selbstverständliche Gelassenheit geht von den Gefäßen aus. Ihre technische Perfektion wirkt völlig unangestrengt und überzeugt in Form, Farbe und Gestaltung. '
(Messe Frankfurt)

© florieren! online, 5.9.2014

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