Das dritte Quartal 2022 lief besser, als mancher denkt
Wie sich das dritte Quartal in diesem Jahr umsatz- und kundenfrequenzmäßig darstellt, zeigen nachfolgende Ergebnisse. Sie basieren auf monatliche Betriebsauswertungen in elf identischen Einzelhandelsgärtnereien im süddeutschen Raum, die von Norbert Elgner, Marketingberater aus Heppenheim durchgeführt werden.
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Der Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine, galoppierende Betriebsmittelkosten, Kostenexplosionen bei fossilen Energieträgern, speziell beim Erdgas sowie bei Strom. Auch die Coronapandemie ist noch nicht ausgestanden. Dazu kommt noch der Hitzesommer im dritten Quartal 2022, der uns die Notwendigkeit, dem Klimawandel entschiedener entgegenzutreten, richtig ins Bewusstsein rief.
In der Folge entwickelt sich gerade eine Inflationsrate auf Rekordniveau. Wirtschaftsexperten sprechen offen von einer bevorstehenden Rezession mit unweigerlichen Wohlstandsverlusten, Kaufkrafteinbußen und einem "Gürtel enger Schnallen." Unternehmen mit heizintensiven Erzeugnissen stehen vor der Frage: wie überhaupt überleben? Produktion auf Sparflamme weiterführen oder sie ganz einstellen? Die Hoffnung besteht, dass das beschlossene "Doppel-Wumms"-Paket der Regierung zur Preisdeckelung bei Gas und Strom wenigsten etwas Abhilfe schaffen wird.
Alles in allem ist klar: Unternehmen sind in Sorge, Verbraucher treten auf die Konsumbremse.Wie wirken sich diese gerade geballt auftretenden Krisen auf das Geschäft mit Blumen und Pflanzen aus? Einschätzungen, Vermutungen, Bauchgefühle kursieren. Am Ende alles schwierig, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, weil vieles konträr diskutiert wird.
Sonne satt und Urlaubsspaß zurück
Das dritte Quartal in diesem Jahr war geprägt von extremer Hitze und vor allem Trockenheit, ähnlich dem Jahr 2018. Kein einfaches Unterfangen für Einzelhandelsgärtner und Gartencenterbetreiber, Kunden in die Verkaufsgewächshäuser zu locken. Hinzu kam noch, dass wieder uneingeschränkte Urlaubsreisen wie vor Coronazeiten möglich waren.
Und dennoch: Das dritte Quartal 2022 unter all den schwierigen Rahmenbedingungen kann sich sehen lassen. Keine Rede von einer signifikanten Kaufzurückhaltung bei Blumen und Pflanzen. Die monetären Ausgaben, die getätigt wurden, liegen durchaus im üblichen Rahmen.
Freilich: die Sonderkonjunktur, die Corona der Branche vor allem in 2021 bescherte, wurde umsatzmäßig trotz Preissteigerungen da und dort nicht mehr erreicht. In Gesprächen mit Praktikern deutlich, dass sie damit einverstanden sind, wenn das Niveau von 2019, ebenfalls ein recht hohes, erzielt werden kann. Und dieses, so zeigen die folgenden Betriebsauswertungen, wurde im betrachteten Quartal auch voll erreicht.
Datenbasierte Betriebserhebungen ersetzen Bauchgefühl
Die nachfolgenden Ergebnisse zum dritten Quartal in diesem Jahr basieren auf monatliche Betriebsauswertungen in 11 identischen Einzelhandelsgärtnereien im süddeutschen Raum. 2021 betrug ihr durchschnittlicher Jahrsumsatz 912.000 Euro.
Als Referenz diente das dritte Quartal 2019. Demnach schafften 81,8 Prozent der Betriebe ihren Umsatz zu steigern, 72,7 Prozent sogar im zweistelligen Prozentbereich. 63,6 % konnten ihren Umsatz gegenüber dem dritten Quartal 2019 sogar um 20 Prozent und deutlich darüber steigern. Insgesamt ergab sich ein Umsatzplus von 16,9 Prozent, zurückzuführen auf ein Kundenfrequenzplus von 5,6 Prozent und einem Plus bei der Schlüsselkennzahl Umsatz pro Kunde von 11,3 Prozent. Rein statistisch betrachtet kann das Umsatzplus von 16,9 Prozent die aktuelle Inflationsrate von 10 Prozent also gut kompensieren.
Entscheidend ist jedoch die betriebsindividuelle Kostenlage, vor allem in Bezug auf die Energiekostensteigerung. Beim erreichten Plus des Umsatzes pro Kunde liegt es nahe, dass dieses überwiegend auf der Preissteigerung beruht und weniger verkaufsmengenbedingt ist.
Resümee und Ausblick
Das dritte Quartal fand unter Rahmenbedingungen statt, die nach dem zweiten Weltkrieg ihresgleichen suchen. Viele Verbraucher müssen sich einschränken, schauen mehr und mehr auf ihr schrumpfendes Budget und machen sich Sorgen wie sie mit den Preissteigerungen zurechtkommen werden. Und trotz allem blieben sie im Großen und Ganzen bislang ihren Fachhändlern treu!
Im Ergebnis lagen die Umsätze in den ausgewerteten, pflanzenstarken Betrieben zwar unter denen des durch Corona-Sondermaßnamen geprägten Vorjahreszeitraums, aber im Schnitt um rund 17 Prozent über dem Referenzquartal 2019.
Umsatz ist das eine, entscheidend ist das Ergebnis unterm Strich. Deshalb ist die Kostenseite jetzt mehr denn je in den Fokus zu stellen. Erzielte Umsätze respektive die Verkaufspreise sind nur dann wirklich zufriedenstellend, wenn sie vollumfänglich Kosten und Unternehmerlohn decken. Bei Handelsware sind dafür die Warenaufschlagssätze verantwortlich, wobei die so ermittelten Verkaufspreise noch markt- und kundenakzeptabel sein müssen.
Aktuell ist die volle Kostenweitergabe in dem einen oder anderen Falle nicht immer machbar, wie aus Praktikerkreisen zu vernehmen ist. Einzelhandelsgärtner müssen mit ihrer selbst produzierten Ware vor dem Hintergrund der exorbitant gestiegenen Heizkosten, mit Marktpreisen mithalten können. Eine Situation, die den großflächigen Produktionbetrieben mit moderner Technik in die Karten spielt, sodass sich die Eigenproduktion in den typischen Einzelhandelsgärtnereien weiter reduzieren dürfte.
Wie sich zukünftig die Geschäftslage im Facheinzelhandel, insbesondere bezüglich des bevorstehenden Advents- und Weihnachtsgeschäft, bedingt durch das Krisenszenario weiter darstellen wird, ist schwierig zu prognostizieren.
Vor dem Hintergrund, dass die Geschäfte bis einschließlich drittem Quartal umsatzmäßig im Mittel deutlich über dem recht guten Niveau von 2019 lagen, kann von einer Fortsetzung des Trends auch für das vierte Quartal ausgegangen werden, vorausgesetzt es kommt nicht zu noch schlimmeren Eskalationen.
Fest steht, dass der Stellenwert von Blumen und Pflanzen in den letzten Jahren in weiten Bevölkerungskreisen gewachsen ist. Menschen sehnen sich gerade in der dunklen Jahreszeit nach einem gemütlichen, heimeligen Zuhause. Dabei dürfen Stimmungsaufheller wie leuchtende Adventsblüher und eine schmückende Adventsfloristik nicht fehlen.
Laut aktueller Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (vom 22. August bis 16. September 2022 unter 1.622 Personen), wollen Menschen in erster Linie an Restaurantbesuchen, Textilien und Urlaubsausflügen sparen. Das Schlusslicht bildet der Bereich Heimwerk- und Gartenartikel. Allerdings, nichts kommt von allein. Gerade in schwierigen Zeiten kommt es darauf an, dem Konsumenten die Wertigkeit von Blumen und Pflanzen durch eine Außendarstellung, durch Ideenreichtum am POS sowie auf eigenen Onlineplattformen, immer wieder vor Augen zu führen. Die Adventszeit bietet dazu beste Möglichkeiten!
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