GBF-Hallenschau: Andere Länder, andere Blumen
Die 15. Hallenschau der BUGA Mannheim 23 steht unter dem Motto „Wohin geht Deine Reise?“ und wurde von einem deutsch-südkoreanischen Floristen-Team gestaltet - unter Verwendung von Karnivoren von Gartenbau Weilbrenner aus Freinsheim und dem Gräsersortiment von Kühne aus Brandenburg.
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Andere Länder, andere Blumen und Pflanzen: Mit der 15. Hallenschau hat die Floristikhalle auf der BUGA Mannheim 2023 eine neue Ausstellung erhalten. „Wohin geht Deine Reise?“ lautet ihr Titel. Zusammengestellt hat den Streifzug durch verschiedene Länder und Kontinente Werner Paizdzior vom Grünberger Bildungszentrum Floristik GmbH (GBF).
Doch Werner Paizdzior hat die Koffer nicht alleine gepackt. Denn in dieser Blumenhallenschau präsentieren sich insgesamt 14 angehende Florist*innen aus Südkorea, die am GBF an einem mehrwöchigen Floristikkurs teilnehmen. Im Rahmen dieses Kurses wurden floristische Werkstücke innerhalb der Aufgabenbereiche Brautschmuck, Strauß, Bodydekoration, Brautschmuck und Florale Gefäßfüllungen erstellt, die bei der aktuellen Blumenhallenschau gezeigt werden. Schon am Eröffnungstag durchstreiften viele Besucher*innen wie bei einer Reise die duftenden Kräuter, exotischen Blüten, filigranen Gräser und fleischfressenden Pflanzen aus unterschiedlichen Landschaften und Vegetationszonen. Die Hallenschau, die bis zum 10. September zu sehen ist, überzeugt mit tollen und außergewöhnlichen Arrangements. Das Besondere: Im Laufe der zweiten Woche werden die Werkstücke ausgetauscht und erneut durch die Fachjury bewertet. Einen Einfluss auf die Vergabe der Preise und Ehrungen hat dies jedoch nicht.
Marco und Raiko Kühne aus Nuthethal in Brandenburg sowie Gartenbau Weilbrenner aus dem pfälzischen Freinsheim freuen sich über ihre Großen Goldmedaillen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG). Marco und Raiko Kühne werden ausgezeichnet für die „breite und interessante Sortenvielfalt an Gräsern in verschiedenen Größen, darunter verschiedene Miscanthus-Arten“. Gartenbau Weilbrenner erhält die Große Goldmedaille „für eine besondere Vielfalt an fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren) in hervorragender Qualität und unterschiedlichen Größen“.
Ehrenpreis für Werner Paizdzior und Bang Sik
Der Ehrenpreis des Fachverbands Deutscher Floristen geht an den Macher der Hallenschau: Werner Paizdzior vom GBF. Damit wird „die vielseitige und fantasievolle Gesamtgestaltung mit Bezug zu verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt gewürdigt“.„Das Ganze wäre jedoch nicht ohne die Unterstützung von Bang Sik, unserem langjährigen Kooperationspartner in Seoul, möglich gewesen“, betonte Paizdzior bei der Preisübergabe durch DBG-Ausstellungsbevollmächtige Lydia Frotscher. Bang Sik, Florist- und Gärtnermeister, der in Seoul eine Floristschule betreibt, war persönlich nach Mannheim gekommen und durfte von Frotscher ebenfalls einen Ehrenpreis des Fachverbands Deutscher Floristen „für das interessante Spannungsfeld zwischen deutscher und koreanischer Floristik“ entgegennehmen. Ein Ehrenpreis der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen geht an den Gartenbaubetrieb Jan Seidel im hessischen Niddatal. Nicht nur die Juroren waren beeindruckt von seinem außergewöhnlichen Orchideensortiment in guter Qualität und neuen Farben. Auch die Besucher*innen konnten sich kaum satt sehen an der gebotenen Blütenpracht.
Ausgefallene Kreationen zu floralem Körperschmuck
Auch die mit Blumen dekorierten Schaufensterpuppen zogen die Blicke auf sich. Die Gestaltung von Floralem Körperschmuck mit Blüten, Blättern, Früchten etc. war eine der Prüfungsaufgaben am GBF, der sich die angehenden Florist*innen aus Südkorea stellten. Für diese technisch sehr anspruchsvolle Arbeit standen den jungen Leuten 120 Minuten Zeit zur Verfügung. Ob als Schleppe, Kopfschmuck oder Stola – die ausgefallenen Kreationen gehören ebenso zu den Highlights dieser Blumenschau wie aufwändige Tischdekorationen oder kreative Sträuße, gebunden unter Verwendung einer Konstruktion aus pflanzlichen oder nicht pflanzlichen Werkstoffen. „Ich weiß, dass in diese Werkstücke viele Gedanken und Ideen eingeflossen sind“, sagt Lydia Frotscher, die zusammen mit Werner Paizdzior zum Ausstellungsauftakt Zertifikate an die Südkoreaner*innen für deren erfolgreiche Teilnahme an der Hallenschau überreichte. „Ich wiederum bin dankbar dafür, dass die Bundesgartenschau-Gesellschaft unseren Schülern diese Plattform bietet“, sagt Paizdzior, der bei der Gestaltung dieser „Reise (fast) um die ganze Welt“, zudem von neun Floristmeister*innen aus Deutschland unterstützt wurde.
Neben den beiden Großen Goldmedaillen und drei Ehrenpreisen wurden zu Beginn der Schau zudem 22 Gold-, 22 Silber- und 24 Bronzemedaillen für Werkstücke und Einzelpflanzen und Pflanzensortimenten vergeben. Die Zahl der Einzelmedaillen wird sich noch erhöhen, da in einer zweiten Runde weitere Werkstücke ausgezeichnet werden.
Interview Werner Paizdzior: BUGA Mannheim 2023 – Hallenschau 15: „Wohin geht Deine Reise?“
Im Gespräch mit Werner Paizdzior, Florist- und Gärtnermeister sowie Geschäftsführender Gesellschafter des Grünberger Bildungszentrum Floristik GmbH (GBF)
Sie haben in die Gestaltung der Hallenschau „Wohin geht Deine Reise?“ auch angehende Florist*innen aus Südkorea mit einbezogen. Wie kam es dazu?
Als GBF arbeiten wir schon lange mit Asien zusammen. Mit Japan, Korea und mittlerweile auch China. In all diesen Ländern besteht starkes Interesse am mitteleuropäischen Floristikstil. Regelmäßig– so auch jetzt – haben wir Floristnachwuchs bei uns im Schulungszentrum. Die Südkoreaner*innen nehmen an einem mehrwöchigen Floristikkurs teil. Im Rahmen des Lehrgangs stellen sie sich auch verschiedenen Prüfungsaufgaben. Die Ergebnisse aus den Bereichen Bodydekoration, florale Gefäßfüllungen (Seriografie), Brautschmuck, florale Tischdekoration und das Binden von Sträußen sehen wir in der Hallenschau.
Was macht dieses Interesse am mitteleuropäischen Floristikstil aus?
Es geht den Teilnehmer*innen bei unseren Schulungen in erster Linie um die Gestaltung. Anders als beim Ikebana, der asiatischen Kunst des Blumenarrangierens, steht bei uns in Mitteleuropa die Blume mit ihrer eigentlichen Form im Vordergrund. Von ihrem natürlichen Wuchs lässt man sich beim Arrangieren von Blumenschmuck leiten. Welcher Techniken es hierfür bedarf, lernen die Schüler*innen aus Südkorea gerade bei uns im Institut. Unser Partner in Korea ist die Bang Sik-Floristmeisterschule.
Was bedeutet es Ihren Schüler*innen aus Südkorea, dass sie Teil der BUGA Mannheim 2023 sein können?
Sie freuen sich alle sehr über die Möglichkeit, an der Hallenschau mitwirken zu können, und haben mit großer Begeisterung die Skizzen für ihre Werkstücke entworfen und diese dann auch umgesetzt. Ich wiederum bin froh, dass wir unseren Schulungsteilnehmer*innen eine solche Gelegenheit bieten können, ihre Arbeiten und damit ihr Können sowohl den Wertungsrichtern als auch einem breiten Publikum zu zeigen. Dass schon am Eröffnungstag großes Besucherinteresse bestand, begeistert mich. Wiederkommen lohnt sich übrigens, denn in der zweiten Woche werden wir die Werkstücke austauschen, sodass Neues zu entdecken sein wird.
Und wie sehen Sie die Bedeutung der Hallenschauen allgemein?
Die Hallenschauen haben große Bedeutung für unser Handwerk, um dessen ganze Vielfalt zu zeigen. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit und finde es zugleich toll, dass bei den Hallenschauen immer wieder andere Teams am Start sind. Ein Konzept, das auch für die Besucher*innen interessant ist, da sie sich dadurch immer wieder neue Impulse und Anregungen holen können.
Interview Bernd Weilbrenner BUGA Mannheim 2023 – Hallenschau 15: „Wohin geht Deine Reise?“
Im Gespräch mit Bernd Weilbrenner von Gartenbau Weilbrenner aus Freinsheim/Pfalz, der für seine Karnivoren eine Große Goldmedaille der DBG erhalten hat.
Herr Weilbrenner, seit 1991 nehmen Sie ohne Unterbrechung an Bundesgartenschauen teil. Da ist die jetzt gewonnene Große Goldmedaille sicherlich nicht die erste, oder?
Wir haben in der Vergangenheit bereits einige Ehrenpreise und Große Goldmedaillen für unsere fleischfressenden Pflanzen gewonnen. Aber eine solche Auszeichnung freut uns jedes Mal aufs Neue und sie motiviert, weiter bei der BUGA mitzumachen. Diese Große Goldmedaille war insofern etwas Besonderes, weil wir noch nie so nah dran waren an einer Bundesgartenschau. Daher hatten wir auch sehr früh einen intensiven und sehr guten Kontakt, der auch dazu geführt hat, dass wir über die aktuelle Hallenschau hinaus im Spinelli-Park vertreten sind. Seit der Eröffnung befindet sich zwischen den beiden Hallenschauen im Außengelände eine dauerhafte Ausstellung mit fleischfressenden Pflanzen.
Was unterscheidet diese Ausstellung von der Präsentation in der Halle?
Dass die Pflanzen bei der Hallenschau von Floristen in Szene gesetzt werden, wodurch sie nochmal so gut zur Geltung kommen. Für „Wohin geht Deine Reise?“ haben wir Auswahl der Karnivoren zur Verfügung gestellt, die in unserem Betrieb aufgezogen werden. Auf über 3000 Quadratmeter Gärtnerei produzieren wir 600.000 Pflanzen pro Jahr.
Sie besetzten mit Ihrem Betrieb eine Nische. Wie kam es denn dazu?
Ich habe vor 40 Jahren mein Hobby zum Beruf gemacht. Dass wir in Deutschland der einzige Betrieb dieser Größenordnung für die Aufzucht fleischfressender Pflanzen werden würden, ahnte ich da natürlich noch nicht. Inzwischen sind auch meine Söhne Lukas und Philipp mit im Unternehmen, und nahezu jedes Gartencenter in Deutschland wird von Gartenbau Weilbrenner mit Karnivoren beliefert.
Was ist denn das Besondere an diesen Pflanzen? Sind sie schwierig in Aufzucht und Pflege?
Fleischfressende Pflanzen kommen in nahezu allen Ländern der Erde vor. Es handelt sich dabei um Sumpfpflanzen. Sie wollen es nass, am liebsten kalkfreies Regenwasser. In der Natur gibt escirca 1000 Arten. Wir züchten jedoch nur die Arten, der durchschnittliche Blumenliebhaber problemlos auf der Fensterbank oder im Garten halten kann. Einen besonderen grünen Daumen braucht es dafür nicht. Die Karnivoren wollen hell stehen und brauchen keinen Dünger. In der Natur wachsen sie auf wenig nährstoffreichen Böden und bilden daher sogenannte Fangblätter aus. Fallen, die zuschnappen, wenn Insekten vorbeikommen. In unserem Betrieb sind die Pflanzen natürlich gut versorgt, aber wenn sich mal eine Fliege ins Gewächshaus verirrt, dann hat sie verloren…
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