Mit Mut Lösungen finden
In unserer September-Oktober-Ausgabe ist ein Porträt über Valentina Teinitzer alias Studio de Pasquale erschienen. Im Interview in einem Stuttgarter Café nahe ihres Studios erzählte die quirlige Powerfrau, die sich mit Floral Art und Botanical Set Design einen Namen gemacht hat, auch von Aufträgen, die beinahe schiefliefen.
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Das Motto der 30-jährigen Solo-Selbstständigen ist: "Es gibt für alles eine Lösung". Die positive Lebenseinstellung ihres italienischen Vaters hat sie geprägt. Zuletzt koordinierte und gestaltete sie deutschlandweit, zusammen mit einem dreißigköpfigen Team, die Blumendekoration der VIP-Bereiche in den EM-Stadien. Mit Zielstrebigkeit, Mut und Optimismus teibt sie seit vier Jahren ihre Karriere an und findet dabei auch kreative Wege wie nach scheinbaren Katastrophen doch noch glückliche Auftraggeber zurückbleiben.
Redaktion: Gab es in den letzen vier Jahren der Selbstständigkeit mit Studio de Pasquale irgendwas, das schief gegangen ist?
Valentina Teinitzer: "Ja, ich habe einmal einen riesigen LKW mit, ich glaube 8.000 Euro Warenwert aus Spanien bestellt, mit einem ganz speziellen Weizengras in einer sehr bestimmten Farbgebung. Und dann ist der LKW einfach auf dem Weg von Spanien nach Deutschland auf der Autobahn abgebrannt. Und das war zwei Tage vor Projekt. Dann war natürlich erstmal der Schock groß und ich musste sofort reagieren. Zwei Tage hatte ich mit meinen Händlern schlaflose Nächte, weil wir aus aller Welt versucht haben, uns die Menge an genau diesem Material wieder zu organisieren. Das Gras für die initiale Lieferung wurde extra geschnitten und geerntet. Das konnte man nicht nochmal ernten, weil es gab es ja nicht mehr. Und dann haben wir wirklich aus allen Ländern, Griechenland, Türkei, Holland, Spanien, alles versucht nochmal neu zu organisieren. Was dann am Ende geklappt hat, aber natürlich mit einem höheren Preis, mit einer anderen Qualität, mit einer leicht anderen Fachgebung. Aber das sind Dinge, die kann man nicht beeinflussen. Da musst du einfach nur schnell eine Lösung finden, nicht den Kopf in den Sand stecken oder gar verzweifeln! Am Ende ist auch mein Motto bei allem, was ich tue, es gibt für alles immer eine Lösung. Man muss nur kreativ genug sein und mutig genug sein, die Lösung irgendwie zu finden. Irgendwie geht es immer. Das war aber natürlich ein Extremfall.
Es gab auch Fälle in Mailand, dass die Ware von der Logistik einfach nie ausgeliefert wurde, sondern einfach im Logistikzentrum stehen geblieben ist - 45 Minuten außerhalb von Mailand - und wir nur noch diesen einen Tag zum Aufbauen hatten. Die Ware kam und kam und kam nicht. Ich habe dann nachgeforscht, nachtelefoniert, bis ich irgendwann mal die Info bekam, dass die Ware noch im Lager steht und sie jetzt am gleichen Tag noch zurück nach Spanien geliefert wird, weil sie ja nicht ausgeliefert wurde. Und ich so, naja, aber wenn ihr sie nicht ausliefert, dann ist ja nicht mein Fehler, ihr müsst sie ja ausliefern, ihr könnt die doch nicht einfach wieder zurückschicken! Darauf hat er gesagt, ja, das steht hier, das wird zurückgeschickt in zwei Stunden.
Ich hatte dort kein Auto, gar nichts. Da bin ich zu Sixt gerannt, hab mir einen Sprinter gemietet, bin eine Stunde da hingefahren, bin da angekommen in dieser riesigen Lagerhalle. Da waren nur Männer auf irgendwelchen Fahrzeugen. Keiner wusste, wo die Ware war. Niemand. Ich hab mich so lange durchgefragt, bin selber ins Lager gegangen, hab gesagt, ich gehe nicht ohne die Ware. Nach eineinhalb Stunden Suche ist sie aufgetaucht. Die Ware war nicht mehr im System, weil sie wirklich schon vermerkt war, um zurückgeschifft zu werden. Deshalb stand sie natürlich in einer ganz anderen Halle als die Ankömmlinge oder die Auszulieferenden Sachen. Es war so knapp, dass wir die Ware gefunden haben. Und dann habe ich die 130 kg mit der Ameise auf der Palette zurück zum Sprinter gefahren. Dann haben wir jedes einzelne Paket per Hand ausgeladen und dann die ganze Nacht durchgearbeitet. Und am nächsten Tag war's fertig. Also, es hat zum Schluss alles geklappt."
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