Orientierungsdaten Baden-Württemberg 2009: Erfolgreich mit viel Aufwand
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Reinertrag war im
Durchschnitt negativ
Die Umsätze 2008 fielen im Vergleich zum
Vorjahr höher aus. Das ist beachtlich,
wenn man die stagnierenden bis gesunkenen
Umsätze der Bau- und Heimwerkermärkte
sowie der Gartencenter vergleicht.
Allerdings konnte die durchschnittliche
Rentabilität des baden-württembergischen
Facheinzelhandels auch 2008 nicht zufriedenstellen.
Sowohl bei den reinen Handelsbetrieben
als auch bei den Einzelhandelsgärtnereien
war der Reinertrag im
Durchschnitt negativ. Wenn sich das eingesetzte
Kapital dauerhaft nicht verzinst,
lohnt sich das Investieren nicht. Vor allem
„kleinere“ Betriebe sind betroffen: 88 %
der teilnehmenden Betriebe wirtschafteten
ohne positiven Reinertrag. Aber auch
in der mittleren Umsatz-Größenordnung
hatte über die Hälfte keinen Reinertrag.
Sogar bei den „großen“ Betrieben blieb ein
relativ hoher Anteil ohne Kapitalverzinsung:
etwas weniger als ein Viertel. Das
zeigt, dass das Jahr 2008 für den Facheinzelhandel
allgemein schwierig war.
Mehr Handelsware und mehr
Umsatz pro Arbeitskraft
Vor allem Aufwandskennzahlen, die sich
auf die eingesetzten Faktoren beziehen,
geben wichtige Informationen. Da genaue
Flächenangaben nicht erhoben wurden,
bleibt nur der Bezug auf die Zahl der eingesetzten
Arbeitskräfte. Hier zeigt sich
auch in diesem Jahr bei den Handelsbetrieben
eine interessante Tendenz. Erfolgreiche
Betriebe steigerten den Aufwand
für Handelsware pro Arbeitskraft über die
Jahre deutlich stärker als der Durchschnitt.
Parallel dazu konnten diese Betriebe
den Umsatz pro Arbeitskraft deutlich
mehr steigern als die anderen. Umsatz
und der Einsatz von Handelsware alleine
aber sind noch lange kein Garant für wirtschaftlichen
Erfolg. Entscheidend ist, was
hängenbleibt, nachdem die weiteren Kosten
abgezogen wurden.
Wertschöpfung sollte
35 000 € betragen
Für diese Betrachtung ist das Betriebseinkommen
pro Arbeitskraft ein gutes Hilfsmittel.
Man zieht vom Umsatz die gesamten
betrieblichen Aufwendungen außer
dem Lohnaufwand ab und erhält die Wertschöpfung.
Bezogen auf eine Arbeitskraft
ist diese Zahl ein guter Anhaltspunkt. Erfolgreiche
Facheinzelhändler haben Lohnkosten
von etwa 28 000 € pro Angestelltem.
Deshalb sollte die Wertschöpfung,
die dieser Angestellte hervorbringt, mindestens
35 000 € betragen, sprich, die Differenz
zwischen den beiden Positionen
sollte 7000 € sein. Im Durchschnitt der
ausgewerteten Betriebe wird bei einem
Lohnaufwand pro Arbeitskraft in Höhe
von 26 000 € eine Wertschöpfung von
etwas
über 30 000 € erreicht.
Eines wird auch in diesem Jahr deutlich:
Nicht diese oder jene Kennzahl gibt den
Ausschlag. Es ist auch nicht die Betriebsgröße
alleine. Vielmehr scheint die Aufwandsintensität
ein zentraler Erfolgsfaktor
zu sein.
Umsatz von 70 000 bis
120 000 € pro Arbeitskraft
Bei den erfolgreichen Einzelhändlern sind
sowohl die bezahlten Löhne pro Arbeitskraft
höher als auch die pro Arbeitskraft
eingesetzten Aufwendungen für Handelsware.
Zu den erfolgreichen Betrieben des
ersten Drittels zählen überwiegend Betriebe
mit einem Umsatz von über 0,5 Mio. €.
Gerade bei der Kennzahl Handelsware pro
Arbeitskraft werden sehr deutliche Betriebsgrößeneffekte
erkennbar. Logische
Konsequenz: Pro Arbeitskraft erreichen
die erfolgreichen Betriebe einen Umsatz
in Höhe von 120 000 €, während die weniger
erfolgreichen Betriebe auf 70 000 €
pro Arbeitskraft kommen.
Christoph Hintze, LVG Heidelberg
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