Blumen und Pflanzen als Hauptdarsteller
Hans-Georg Müller, Oldenburg, schrieb an
den Fachverband Deutscher Floristen,
Landesverband Niedersachsen:
Blumen sind etwas Wunderschönes und
man freut sich eigentlich jedes Mal, wenn
man einen Blumengruß bekommt.
- Veröffentlicht am
Leider
hält seit einiger Zeit eine Art „Dekowut“
in unser tägliches Leben Einzug. Bei uns
in Oldenburg ist schon jeder dritte Laden
voller Deko-Artikel. Auch vor den Blumenläden
macht dieser Trend nicht Halt. Es
wird immer schwieriger, Sträuße zu bekommen,
die nicht überdekoriert sind –
man muss stark bremsend eingreifen.
Zu Weihnachten bekamen wir nun, und
damit ist das Maß des Erträglichen voll,
über Fleurop einen Strauß als Dank für die
Hilfeleistung meiner Frau bei der Betreuung
einer 100 Jahre alten Dame. Wir haben
uns für den Strauß auch artig bedankt,
aber eine Beschreibung des Straußes vermieden.
Das möchte ich jetzt nachholen,
nicht als Beschwerde, sondern als Anregung,
den Hauptdarstellern, nämlich den
Blüten und Pflanzen, wieder zu ihrem
Recht zu verhelfen.
Wir erhielten ein großes, tellerähnliches
Ding. Alle im Blumenladen verfügbaren
Blätter waren zur Unterlage für den Strauß
zusammengefasst, und zwar nach unten
geknickt und mit Draht und Heißklebemittel
befestigt. Darauf waren trockene
Zweige zum Ring zusammengefasst, außerdem
weitere, etwas kleinere Blätter
und einige Zweige mit kleinen Blüten. Das
Zentrum bildete eine schöne rote Amaryllisblüte,
deren Stiel aber sehr gekürzt worden
war. Da Weihnachten war, durften
Golddraht, zwei Kugeln und Goldspray
nicht fehlen.
Nachdem meine Frau und ich den „Sondermüll“,
das „Sperrgut“ und den „Bioabfall“
enfernt hatten, blieben die Amaryllis
und die Zweige mit den kleinen Blüten
übrig und siehe da, aus einem „Monster“
war ein zwar jetzt sehr kleiner, aber sehr
schöner Strauß entstanden, an dem wir
noch längere Zeit Freude hatten.
Es wäre schön, wenn ich mit meiner, ich
gebe zu etwas drastischen Schilderung
einen Beitrag zu einem Umdenkungsprozess
leisten könnte.
Dass die Kunden der Floristen etwas anderes
schätzen, dazu noch ein kleines Beispiel.
In unserer Nähe gab es bis vor zwei
oder drei Jahren einen sehr kleinen Blumenladen.
Inhaberin war die Angestellte
eines großen Geschäfts, die sich aus Altersgründen etwas zurückziehen wollte
und die Garage ihres Privathauses zu einem
kleinen Laden ausgebaut hatte. Dieser
Geheimtipp für Sträuße, in denen Blüten
und Pflanzen voll zur Entfaltung kamen,
hatte schnell so viel Zulauf, dass
Angestellte hätten eingestellt werden müssen.
Da dies nicht im Sinne der Inhaberin
war, hat sie ihren Laden ganz geschlossen.
Sehr zu unserem und vieler anderer Kunden
Bedauern.
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