Trends im Blumenmarkt und Handel
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Convenience-Produkte sind in, genauso wie Concept- und Lifestyle-Stores, die dem Kunden das Einkaufen noch bequemer und attraktiver machen. Dass diese Entwicklungen neue Konzepte erfordern, weiß Britta Tröster, Produktmanagerin Blumen und Zierpflanzen beim Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI): „Convenience-Produkte sind auch im Pflanzen-Bereich gefragt. Das ist recht neu und war vor fünf Jahren noch kein Thema.“
Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, entwickeln Gärtnereien derzeit darauf ausgerichtete Konzepte. So werden beispielsweise standardisierte Töpfe mit farblich passenden Pflanzenarrangements angeboten, die man direkt auf den Balkon hängen kann. Zur Fußball-Europameisterschaft bot zum Beispiel die Gärtnerei Löwer „Fantöpfe“ mit Blumen in den deutschen Nationalfarben. „Auch Kräuter im praktischen Mehrfachpack mit Schirmchen, auf denen sich Rezeptvorschläge für den Grillabend finden, bedienen den Trend zu mehr Einfachheit und Gesundem. Und funktionieren“, so Britta Tröster.
Best-Practices im Handel, die diese Aussagen stützen, häufen sich: So setzt auch das Möbelhaus Nemann auf einfach mehr Erlebnis und Auswahl. Seit 2014 kann man auf dem Gelände des Möbelhauses nicht nur Sofas, Tische und Regale kaufen, sondern sich auch noch in dem neuen Gartencenter mit Grün versorgen. „Die Idee dazu hatten mein Geschäftspartner Thomas Meyer-Pundsack und ich schon vor Jahren“, erzählt Clemens Nemann, „doch erst jetzt konnten wir sie umsetzen.“ Sein Resümee nach zwei Jahren: „Das Gartencenter hat die Frequenz deutlich erhöht. Wir bieten jetzt einfach mehr und das zahlt sich aus.“ Um es den Kunden möglichst einfach zu machen, führt der Weg vom Gartencenter zunächst in die Gartenmöbel-Abteilung des Möbelmarkts.
„Letztlich macht Ikea es doch schon seit Jahren vor“, erklärt Ronald van den Breevaart von Green Team Consultancy und Berater der Floradecora. Der Möbelriese ist der drittgrößte Pflanzenverkäufer in Europa und bietet seinen Kunden direkt neben den Vasen, Kübeln und Kerzen kurz vor der Kasse auch noch Pflanzen an. „Ein Konzept, das wunderbar funktioniert“, so der Niederländer. In seinen Augen sind sowohl Schnittblumen als auch Pflanzen ein Markt mit Potenzial – nicht nur für Floristen und Gartencenter. „Der Markt muss nur richtig gegossen werden, das heißt richtig angepasst auf die individuellen Geschäftskonzepte und Kundenwünsche. Das Know-how und die Partner dazu haben wir auf der Floradecora.“ Aber es kommt auch auf die Auswahl an. So bietet Ikea beispielsweise vor allem pflegeleichte Pflanzen, die sich lange halten und auch schön aussehen, ohne zu blühen. „Die kann man einfach mitnehmen und sie kosten auch Zuhause nicht viel Arbeit“, erklärt Britta Tröster. Das sei gefragt und zeige sich etwa auch darin, dass fertig gebundene Blumenarrangements immer besser liefen. “Bequeme Lösungen will der Kunde und sind praktisch für sehr viele Geschäfte und Center. Warum das nicht nutzen?“
Doch auch mit individuellen Konzepten und Angeboten lässt sich aktuell Boden gewinnen: So vertreibt das Geschäft Wohngut in Hachborn nicht nur Tee, Glas, Porzellan und Übertöpfe, sondern bietet seinen Besuchern neben einem Café außerdem noch eine schöne Auswahl an Pflanzen an. Im Sommer etwa Rosen und dazu passende Stauden. Verbraucher müssen also keine Pflanzen-Profis sein, um ihren Garten oder ihren Balkon schön zu gestalten, sie erhalten bereits eine passende Auswahl.
Erfolgreich verlief auch der Flowermarket im Hipster-Kaufhaus Bikini in Berlin im Juni diesen Jahres: Auf der Dachterrasse des Kaufhauses konnte man erlesene Pflanzen und Schnittblumen erstehen und zugleich ausgewählte und hochwertige Dekoartikel. Ein Erlebnis gerade für junge und designinteressierte Käuferschichten. Einer Zielgruppe, die nach Mehrwerten und Neuem giert.
Produkte, die keinen Aufwand verursachen sind der eine Trend, die Freude an Hochwertigem und Exklusivem der andere. Wie man eine anspruchsvolle Zielgruppe gekonnt und zeitgemäß bedient, macht etwa der Garden-Concept-Store „The golden Rabbit“ in Düsseldorf vor: Die ehemalige Leiterin des NRW Forum Düsseldorf verkauft eine erlesene Auswahl an Artikeln rund um den Garten – von exklusiven Gartengeräten über selbst designter Gärtnerkleidung bis zu Handcremes. Gerade das Kuratieren von Produkten ist gefragt – damit kann sich Handel sehr schön von Massenanbietern (im Internet) abheben.
Und auch der Concept-Store Kaktus Kopenhagen geht diesen Weg – der neueste Trend in Sachen Pflanzen – den Kakteen und Sukkulenten – haben die drei Inhaberinnen aus Dänemark gleich einen ganzen Laden gewidmet. Neben der reichen Auswahl an diesen Pflanzenarten kann man auch schöne Dekoartikel erstehen.
Mit Stil und Trendbewusstsein arbeitet seit kurzem auch Blume 2000. Das Hamburger Unternehmen expandiert und will nach eigenen Angaben Blumenmarkt in der Stadt werden. Damit das gelingt, wurden die Innenräume stimmungsvoller gestaltet. Gearbeitet werde stark trendorientiert nach den aktuellen Farb- und Materialtrends der Mode- und Lifestyle-Branche. Einige ausgewählte Schnittblumen kann man sich auch binden lassen. Convenience ist auch hier im Kommen – zahlreiche Pflanzen werden bereits mit passendem Übertopf angeboten – etwa am Muttertag, am Valentinstag oder an Weihnachten stehen Sträuße und Pflanzen zur Mitnahme bereit. Unkompliziert und hübsch gemacht.
Ob direkt als zusätzlichen Kaufanreiz zur schnellen Mitnahme, oder indirekt, um Produkte in ein frisches Licht zu rücken – Blumen und Pflanzen bieten Potenzial und Mehrwert: Sie verschönern nicht nur das Zuhause, sondern bereichern auch Läden. Die Frankfurter Chocolaterie Bitter & Zart etwa wandelte im Frühjahr kurzfristig ihr Schaufenster in eine Wiese um, mit echtem Gras, blühenden Narzissen und Ostereiern und zog damit ihre Kunden in den Bann.
Auch die beiden jungen Designerinnen Katharina Pfaff und Lisa Frisch vom Label frischbeutel nutzen die Sprache der Blumen, um ihre exklusiven Taschen „made in Germany“ in Szene zu setzen: Treehouse hieß ihr Pop-up-Store. Der Name ist Programm: Der kleine Laden inmitten der Frankfurter Innenstadt brachte mit unzähligen echten Grünpflanzen ein Stück Natur zurück in das Leben der Städter. Unter und neben den Grünpflanzen kann man abends regelmäßig den frischen Beats junger Musiker lauschen.
Fazit: Gezielt eingesetzt, haben frische Blumen und Pflanzen großes Potential und eröffnen dem Handel völlig neue Perspektiven. Mit der Floradecora vom 27. bis 30. Januar 2017 in Frankfurt am Main – parallel zur Christmasworld, der internationalen Leitmesse für Dekoration und Festschmuck – wird ein neuer Blumen-Marktplatz geschaffen, den der Handel auf unterschiedliche Weise nutzen kann.
Nähere Informationen: floradecora.messefrankfurt.com und christmasworld.messefrankfurt.com
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