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Geschichten aus der Praxis

Die „Geschichten aus der Praxis“ wollen dazu einladen, den Alltag einmal aus der Distanz anzuschauen. Sie sollen zum Nachdenken anregen und Anstoß sein. Die Geschichten bleiben unkommentiert. Es gibt offene Fragen, keine fertige Antwort…
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„Tod – nein danke!“
In der Ausbildung zur Floristin/zum Floristen wird unter anderem großer Wert auf Trauerfloristik gelegt, auf verschiedene Arten des Trauerschmucks, Proportionsberechnung, Kostenkalkulation und Präsentation. Fragen nach einem persönlichem Zugang zum Thema Tod, nach Problemen und Ängsten haben aus Zeitgründen im Lehrplan oft keinen Platz. Was aber, wenn die Persönlichkeitsentwicklung hinter der floristischen Entwicklung im Bezug auf das Thema Tod zurückbleibt? Ich möchte Sie dazu einladen, das Thema Tod nicht nur floristisch anzugehen:
In der Stadt besuche ich eine befreundete Floristin, Nadine. Sie hat sich vor zwei Jahren mit einem kleinen Blumengeschäft – mehr Blumenstand – auf 16 m² in einer Straßenunterführung in Hannover selbstständig gemacht.
Der Laden sei gut angelaufen, berichtet sie, viel Laufkundschaft, eine gewisse Zahl von Stamm- und Geschäftskunden. Am meisten Spaß mache ihr Hochzeitsfloristik. Regelmäßig besucht sie daher Seminare, zeigt ihre Brautsträuße auf der Firmenhomepage und hält für ihre KundInnen immer eine Anzahl von Hochzeitszeitschriften und Büchern bereit.
Wir kommen ins Plaudern und nebenbei will ich wissen, wie sie auf so engem Raum ihren floristischen Alltag bewältigen kann. „Was machst du denn, wenn du jetzt mal eine Beerdigung mit mehreren Kränzen oder gar einem Sargschmuck arbeiten musst?“, frage ich. „Das kommt nicht vor, die nehme ich gar nicht erst an!“, sagt sie.
Ich schaue Nadine ungläubig an. Daraufhin fängt sie an, zu erzählen: „Ich nehme keine Trauerfloristik an – nicht, weil ich das praktisch nicht könnte, nein. Wenn die Hinterbliebenen so vor mir stehen und womöglich noch anfangen zu weinen, dann muss ich immer sofort mitheulen. Das ist mir dann peinlich. Ich habe einfach ein Problem mit dem Tod und darum will ich auch keine Beerdigung annehmen. Hochzeiten machen mir einfach mehr Spaß.“
Wir reden noch ein bisschen über dies und das und ich mache mich nachdenklich auf den Weg. Tod – nein danke!? 

 Impuls: Welchen Stellenwert hat Trauerfloristik in unserem Geschäft? Haben wir eine Mappe mit eigenen Vorschlägen oder vielleicht sogar selber schon einmal eine Ausstellung zu diesem Thema erarbeitet? Kenne ich in meinem Team MitarbeiterInnen, die Probleme mit diesem Thema haben? Wie gehen wir miteinander um, wenn aus dem MitarbeiterInnenkreis jemand einen Menschen verloren hat?

Markus A. Reinhold, Hannover

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