Geschichten aus der Praxis
Die „Geschichten aus der Praxis“ wollen dazu einladen, den Alltag einmal aus der Distanz anzuschauen. Sie sollen zum Nachdenken anregen und Anstoß sein. Die Geschichten bleiben unkommentiert. Es gibt offene Fragen, keine fertige Antwort …
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5. Heißt selbstständig auch ständig selbst? Teamarbeit und Teamgeist, das sind große Schlagworte unserer Zeit. Wer möchte nicht in einem gut funktionierenden und partnerschaftlichen Team arbeiten? Zu einem Team gehören unterschiedliche Rollen: Chefin und Chef, Meister und Meisterinnen, Gehilfen und Gehilfinnen sowie Auszubildende. Damit ein Team funktioniert, sind Nähe und Distanz, Verantwortung, Delegieren und Vertrauen von Wichtigkeit. Schauen Sie doch einmal auf das Team in Ihrem Geschäft, auf das Miteinander, aber auch das Gegeneinander!
Es ist schon spannend, als Florist in verschiedenen Blumengeschäften arbeiten zu dürfen und davon zu träumen, vielleicht selbst eines Tages ein solches zu eröffnen. Neben sich immer wieder wandelnder Floristik, neuen Trends, Techniken und Farben erfahre ich in unterschiedlichen Geschäften auch viel über den Umgang mit Menschen. Wie Menschen miteinander und mit sich selbst umgehen.
Da werden Geschichten erzählt von Ladeninhabern, die auch in ihrer Freizeit von nichts anderem reden können als von Blumen. Oder solche, die nie Urlaub machen, weil sie ihren MitarbeiterInnen nicht genug trauen – zutrauen. Andere wieder sitzen ab Mitte August bis spät in die Nacht im Trockenkeller und bereiten die Adventsausstellung alleine vor, um den Angestellten keine Überstunden zahlen zu müssen. Und die schaurigste Geschichte ist wohl die vom Inhaber eines Blumengeschäfts, der so verzweifelt war, dass er sich über dem Bindetisch erhängte – unter ihm lag der fertige Strauß für eine Bestellung.
Bei solchen Geschichten jagt es mir einen Schauer den Rücken hinunter und ich frage mich: heißt selbst-ständig auch, dass man immer alles ständig selbst machen muss?
In meinem jetzigen Betrieb erlebe ich ein sehr positives Selbstständig-Sein meines Chefs. Das liegt vielleicht daran, dass er Vertrauen in seine MitarbeiterInnen hat und – vor allem – Arbeit abgeben kann.
Jeden Samstag fährt er nach Amsterdam und verbringt dort mit FreundInnen das Wochenende in seiner Wohnung, die er dort besitzt. Am Montag fährt er dann ganz in Ruhe nach Aalsmeer und zum Bedarfshändler. Am späten Nachmittag kommt er mit der Ware am
Laden vorbei, schnell ausladen – Feierabend!
Bevor er in den Urlaub fliegt – und das passiert zwei- bis dreimal im Jahr –
bespricht er mit uns das Wichtigste und dann: „Guten Flug, erhol’ dich gut!“
Es tut gut, einen Chef zu erleben, der ein Privatleben hat, der Hobbys pflegt, der einfach gut mit sich umgeht. Ich denke, wer gut mit sich umgeht, geht auch mit seinen MitarbeiterInnen und seinen KundInnen gut um.
Ü Impuls: Welche Gefühle melden sich in mir, wenn ich an das Team in meinem Geschäft denke? Wie wird mit Freizeit umgegangen? Kann ich mit gutem Gefühl meinem Team gegenüber in den Urlaub fahren oder plagt mich das schlechte Gewissen? Wer übernimmt wie viel Verantwortung? Wie geht die Chefin/der Chef mit sich um? Was tue ich mir nach Feierabend Gutes?
Markus A. Reinhold, Hannover
Es ist schon spannend, als Florist in verschiedenen Blumengeschäften arbeiten zu dürfen und davon zu träumen, vielleicht selbst eines Tages ein solches zu eröffnen. Neben sich immer wieder wandelnder Floristik, neuen Trends, Techniken und Farben erfahre ich in unterschiedlichen Geschäften auch viel über den Umgang mit Menschen. Wie Menschen miteinander und mit sich selbst umgehen.
Da werden Geschichten erzählt von Ladeninhabern, die auch in ihrer Freizeit von nichts anderem reden können als von Blumen. Oder solche, die nie Urlaub machen, weil sie ihren MitarbeiterInnen nicht genug trauen – zutrauen. Andere wieder sitzen ab Mitte August bis spät in die Nacht im Trockenkeller und bereiten die Adventsausstellung alleine vor, um den Angestellten keine Überstunden zahlen zu müssen. Und die schaurigste Geschichte ist wohl die vom Inhaber eines Blumengeschäfts, der so verzweifelt war, dass er sich über dem Bindetisch erhängte – unter ihm lag der fertige Strauß für eine Bestellung.
Bei solchen Geschichten jagt es mir einen Schauer den Rücken hinunter und ich frage mich: heißt selbst-ständig auch, dass man immer alles ständig selbst machen muss?
In meinem jetzigen Betrieb erlebe ich ein sehr positives Selbstständig-Sein meines Chefs. Das liegt vielleicht daran, dass er Vertrauen in seine MitarbeiterInnen hat und – vor allem – Arbeit abgeben kann.
Jeden Samstag fährt er nach Amsterdam und verbringt dort mit FreundInnen das Wochenende in seiner Wohnung, die er dort besitzt. Am Montag fährt er dann ganz in Ruhe nach Aalsmeer und zum Bedarfshändler. Am späten Nachmittag kommt er mit der Ware am
Laden vorbei, schnell ausladen – Feierabend!
Bevor er in den Urlaub fliegt – und das passiert zwei- bis dreimal im Jahr –
bespricht er mit uns das Wichtigste und dann: „Guten Flug, erhol’ dich gut!“
Es tut gut, einen Chef zu erleben, der ein Privatleben hat, der Hobbys pflegt, der einfach gut mit sich umgeht. Ich denke, wer gut mit sich umgeht, geht auch mit seinen MitarbeiterInnen und seinen KundInnen gut um.
Ü Impuls: Welche Gefühle melden sich in mir, wenn ich an das Team in meinem Geschäft denke? Wie wird mit Freizeit umgegangen? Kann ich mit gutem Gefühl meinem Team gegenüber in den Urlaub fahren oder plagt mich das schlechte Gewissen? Wer übernimmt wie viel Verantwortung? Wie geht die Chefin/der Chef mit sich um? Was tue ich mir nach Feierabend Gutes?
Markus A. Reinhold, Hannover
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