Kunden zurückgewinnen
In der Vergangenheit hat sich das Geschäft im Fachhandel in drei wichtige Bestandteile aufgeteilt: den spontanen Konsum ("kleines Geld ausgeben"), den traditionellen Geschenkbereich ("Sträuße, Töpfe und Gestecke") sowie den Eventbereich und Floristik für den anspruchsvollen, hedonistischen Kunden ("ich für mich" oder "wir für uns").
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Der Floristikfachbetrieb nährte sich vor allem aus dem zweiten und dritten Bereich. Den ersten übernahm der branchenfremde Handel (wenn wir ihn noch immer so nennen dürfen). Durch Gegenwehr des Fachhandels war er kaum gestört. Es reichte ja, der Verbraucher war bereit, sein Geld auf allen Ebenen auszugeben.
Ich habe das Gefühl, dass sich nun vor allem der zweite Bereich auflöst. Die herkömmlichen Bindungen der Menschen, die Einstellungen zu Religion und Familie verändern sich. Speziell in diesem Jahr melden Großverteiler für "Blumen unter 5 €" große Zuwachsraten. Nicht alles ist für den Eigenbedarf, ein Teil davon wird auch verschenkt. Der dritte, "hochwertige" Bereich ist nicht eingebrochen!
Ich glaube an den Fortbestand guter floristischer Arbeit, aber diese liegt mehr im dritten Bereich. Der zweite gehört noch zum Teil dazu, aber hier glaube ich an Preise, die keine versteckten Arbeitskosten beinhalten. Die Blumen und Pflanzen sind gut und werden gut versorgt – für Gestaltung und Arbeitszeit aber sind "Dienstleistungsentgelte" notwendig.
Die günstigen Preise im Supermarkt und Discounter sind möglich, weil die kompetente fachliche Hand fehlt und der Zwischenhandel vermieden wird, manchmal sogar der Großhandel, durch direkten Zugang zum Gärtner. Alles nur mit dem Ziel, den Preis zu verkleinern. Dazu braucht man Größe und Macht. Zum Glück geht es hier meist um Massenprodukte, um einfache Sorten und Arten.
Wegen dieser Entwicklungen empfehle ich zwei (!) Wege:
Besondere Blumen anbieten, eigenständig verpackt, mit einem Auftritt, den die Branchenfremden nicht bieten, zu einem günstigeren Preis als sonst im Fachgeschäft üblich, ohne weitere Dienstleistung, mit Haltbarkeitsgarantie etc.
Ich denke an florale Verpackungen, variabel, immer wieder anders, mit einer Vorbereitungszeit pro Einheit von 1 bis 1,5 Minuten (bei Routine natürlich; das hat ein Kollege ausprobiert). Diese Blumen dürfen mehr als Massenprodukte kosten. Nicht nur der Auftritt, sondern auch die Qualitäten müssen besser sein. Keine Rose ‘Frisco’ – keine Tulpe ‘Marvel’! Ich sehe viele verschiedene Kombinationen, die in einem guten Stellgitter und einer hübschen Quantität in einem ansprechenden Gefäß präsentiert werden und so hervorragend den floristischen Ausdruck des jeweiligen Betriebs unterstützen.
Hier von "Bundware" zu reden, verletzt mein Empfinden. Wer nur Bundware liest und versteht, der hat nichts verstanden! Ich glaube, wir müssen versuchen, den privaten, spontanen Verbrauch zumindest teilweise zurückzugewinnen – der kleine Geschenkbereich mit und ohne Accessoires reicht nicht aus. Doch unser Angebot muss sich vom Massenmarkt abheben.
Und nun der zweite Weg: Die individuelle Floristik, die wahrscheinlich nicht mehr in A-Einzelhandelslagen realisierbar sein wird. Hier muss der "freie" Dienstleister mit einer Flexibilität vorgehen, die unserem bisherigen Wirtschaftsleben so nicht zugehörig schien (es funktionierte ja unter der Flagge des Einzelhandels). Hier sehe ich neue Formen von Eventaufgaben mit Blumen, die in Kombination mit Leihangeboten sehr interessant sein können. Dafür ist eine Spezialisierung notwendig. Das reicht nicht für alle.
Natürlich präferiere ich persönlich den Fortbestand hoch entwickelter floristischer Leistung, die von Individualität und Kreativität ausgeht. Genormte Floristik lehne ich kategorisch ab, denn wie leicht können Mengenverteiler sie günstig nachmachen und verkaufen. Außerdem möchte ich zum wiederholten Male darauf hinweisen, dass die auf Emotionen oder Traditionen aufbauende florale Kultur nicht beliebig wie "Basislebensverbrauchsgüter" systematisiert werden kann.
Auch wenn uns im Moment ein Bereinigungsvorgang heimsucht, gehen nicht alle Werte verloren. All jene, die heute schon bei Manufaktum bestellen, um nur ein Beispiel zu nennen, nehmen Kreativitätsprozesse dankbar an. Sie pflegen einen kulturell fundierten Qualitätsanspruch. Das Zauberwort Kennerschaften ist ein Garant für den Fortbestand von Garten-, aber auch Blumenkultur. Denken wir doch mal über einen gesunden Mix nach!
Gregor Lersch, Bad Neuenahr
Ich habe das Gefühl, dass sich nun vor allem der zweite Bereich auflöst. Die herkömmlichen Bindungen der Menschen, die Einstellungen zu Religion und Familie verändern sich. Speziell in diesem Jahr melden Großverteiler für "Blumen unter 5 €" große Zuwachsraten. Nicht alles ist für den Eigenbedarf, ein Teil davon wird auch verschenkt. Der dritte, "hochwertige" Bereich ist nicht eingebrochen!
Ich glaube an den Fortbestand guter floristischer Arbeit, aber diese liegt mehr im dritten Bereich. Der zweite gehört noch zum Teil dazu, aber hier glaube ich an Preise, die keine versteckten Arbeitskosten beinhalten. Die Blumen und Pflanzen sind gut und werden gut versorgt – für Gestaltung und Arbeitszeit aber sind "Dienstleistungsentgelte" notwendig.
Die günstigen Preise im Supermarkt und Discounter sind möglich, weil die kompetente fachliche Hand fehlt und der Zwischenhandel vermieden wird, manchmal sogar der Großhandel, durch direkten Zugang zum Gärtner. Alles nur mit dem Ziel, den Preis zu verkleinern. Dazu braucht man Größe und Macht. Zum Glück geht es hier meist um Massenprodukte, um einfache Sorten und Arten.
Wegen dieser Entwicklungen empfehle ich zwei (!) Wege:
Besondere Blumen anbieten, eigenständig verpackt, mit einem Auftritt, den die Branchenfremden nicht bieten, zu einem günstigeren Preis als sonst im Fachgeschäft üblich, ohne weitere Dienstleistung, mit Haltbarkeitsgarantie etc.
Ich denke an florale Verpackungen, variabel, immer wieder anders, mit einer Vorbereitungszeit pro Einheit von 1 bis 1,5 Minuten (bei Routine natürlich; das hat ein Kollege ausprobiert). Diese Blumen dürfen mehr als Massenprodukte kosten. Nicht nur der Auftritt, sondern auch die Qualitäten müssen besser sein. Keine Rose ‘Frisco’ – keine Tulpe ‘Marvel’! Ich sehe viele verschiedene Kombinationen, die in einem guten Stellgitter und einer hübschen Quantität in einem ansprechenden Gefäß präsentiert werden und so hervorragend den floristischen Ausdruck des jeweiligen Betriebs unterstützen.
Hier von "Bundware" zu reden, verletzt mein Empfinden. Wer nur Bundware liest und versteht, der hat nichts verstanden! Ich glaube, wir müssen versuchen, den privaten, spontanen Verbrauch zumindest teilweise zurückzugewinnen – der kleine Geschenkbereich mit und ohne Accessoires reicht nicht aus. Doch unser Angebot muss sich vom Massenmarkt abheben.
Und nun der zweite Weg: Die individuelle Floristik, die wahrscheinlich nicht mehr in A-Einzelhandelslagen realisierbar sein wird. Hier muss der "freie" Dienstleister mit einer Flexibilität vorgehen, die unserem bisherigen Wirtschaftsleben so nicht zugehörig schien (es funktionierte ja unter der Flagge des Einzelhandels). Hier sehe ich neue Formen von Eventaufgaben mit Blumen, die in Kombination mit Leihangeboten sehr interessant sein können. Dafür ist eine Spezialisierung notwendig. Das reicht nicht für alle.
Natürlich präferiere ich persönlich den Fortbestand hoch entwickelter floristischer Leistung, die von Individualität und Kreativität ausgeht. Genormte Floristik lehne ich kategorisch ab, denn wie leicht können Mengenverteiler sie günstig nachmachen und verkaufen. Außerdem möchte ich zum wiederholten Male darauf hinweisen, dass die auf Emotionen oder Traditionen aufbauende florale Kultur nicht beliebig wie "Basislebensverbrauchsgüter" systematisiert werden kann.
Auch wenn uns im Moment ein Bereinigungsvorgang heimsucht, gehen nicht alle Werte verloren. All jene, die heute schon bei Manufaktum bestellen, um nur ein Beispiel zu nennen, nehmen Kreativitätsprozesse dankbar an. Sie pflegen einen kulturell fundierten Qualitätsanspruch. Das Zauberwort Kennerschaften ist ein Garant für den Fortbestand von Garten-, aber auch Blumenkultur. Denken wir doch mal über einen gesunden Mix nach!
Gregor Lersch, Bad Neuenahr
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