Aufenthalt voller Überraschungen: Workshops in Uzbekistan
Auf Anfrage einiger Blumenhändler reiste
ich nach Uzbekistan, um junge Gestalter
vor Ort bei der Arbeit mit Blumen zu motivieren
und zu inspirieren. Ich hatte angenommen,
dass frische Schnittblumen in
Uzbekistan rar sind, aber das ist falsch. Es
gibt sogar komplette Straßenzüge mit Blumenständen.
Dort werden Schnittblumen
aus den Niederlanden verkauft. Auch im
Land selbst werden inzwischen Schnittblumen
produziert.
- Veröffentlicht am
In kleinen Geschäften
werden große Sträuße angeboten, die üppig
mit farbigem Papier verpackt sind.
Kopiert wird das, was Taschkents führendes
Blumengeschäft vormacht. Inzwischen
gibt es eine große Nachfrage nach dekorativem
Raumschmuck für Hochzeiten,
vom Tischgesteck bis zur Wanddekoration.
Für Hochzeiten werden Kredite aufgenommen,
Vermögen werden investiert.
Vergleichbare Großhochzeiten kenne ich
nur aus der Zeit, in der ich in Saudi-Arabien
gearbeitet habe. 1000 Gäste sind keine
Seltenheit.
Die Mehrheit der Arrangeure sind junge
Männer. Sie verfügen meistens weder über
Technik noch über Erfahrung in der Verarbeitung
von Schnittblumen. Aus dem
Grunde waren meine Floristikkurse immer
sehr gut belegt.
Uzbekistan liegt an der alten Seidenstraße.
Heute wird sehr viel Baumwolle angebaut
– zu Beginn der Erntezeit werden die
Schulen geschlossen und die Kinder müssen
helfen. Ich beschloss deshalb, in den
Workshops mit dem Produkt des Landes,
mit Baumwolle, zu arbeiten. Auch aus
Kostengründen.
Also bestellte ich bei
meinem Auftraggeber eine große Partie
Baumwolle. Reife Baumwolle war jedoch
noch nicht erhältlich und so bestellte er,
ohne mich zu informieren, Baumwollstiele
aus den Niederlanden für einen Betrag
von fast 10 000 Dollar inklusive Luftfrachtund
Zollgebühren.
Mein Auftrag an die Workshop-Teilnehmer
war, Werkstücke mit Baumwolle herzustellen,
und zwar mit Techniken, die ich
vorher vorführte. Andere Materialien
durften nicht verwendet werden. Die Gestalter
waren von dieser Aufgabe nicht
sehr begeistert, fingen dann aber doch an
zu flechten, reihen, kleben, spinnen und
binden. Am Ende des Tages präsentierten
sie voller Stolz ihre eigene „Baumwollprinzessin“.
In ihrer Begeisterung waren sie
nicht mehr zu stoppen. Bei den anschließenden
Fotoaufnahmen schaute auch die
örtliche Bevölkerung zu. Die Workshop-
Teilnehmer arbeiten bei konkurrierenden
Blumengeschäften, aber bei dieser und
den darauf folgenden Aufgaben legten sie
sich im Team ins Zeug.
Text und Foto: Jacques Coolen, Odenthal, www.blumenduft.de
Text und Foto: Jacques Coolen, Odenthal, www.blumenduft.de
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