Orientierungsdaten Baden-Württemberg 2008: 2007 war nicht zufriedenstellend
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Die Orientierungsdaten Baden-Württemberg werden zeitnah erstellt und helfen bei der Standortbestimmung. 2007 wurden 46 Einzelhandelsgärtnereien und 96 weitere Facheinzelhändler für Blumen und Pflanzen ausgewertet. Von diesen
142 ausgewerteten Fachbetrieben erwirtschaften etwas mehr als die Hälfte einen Umsatz von bis zu 250 000 EUR. Diese „kleineren“ Betriebe haben eine große Bedeutung. Weniger als ein Drittel der Betriebe erwirtschaftet zwischen 250 000 EUR und 500 000 EUR. Der Anteil der „größeren“ Betriebe mit einem Umsatz von mehr als 500 000 EUR beträgt knapp über 20 %.
Ohne Kapitalverzinsung
lohnt sich Investieren nicht
Die Rentabilität des baden-württembergischen Facheinzelhandels war auch 2007 nicht zufriedenstellend. Im Durchschnitt war der Reinertrag negativ. Wenn sich das eingesetzte Kapital dauerhaft nicht verzinst, lohnt sich das Investieren nicht. Vor allem Betriebe der Umsatzkategorie bis zu 250 000 EUR scheinen nur noch ausnahmsweise rentabel zu wirtschaften. Der Anteil der nicht rentablen Betriebe lag über 90 %! Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Aber auch bei den „mittelgroßen“ Betrieben erwirtschafteten über die Hälfte keinen Reinertrag. Sogar bei den „großen“ Betrieben blieb mehr als ein Drittel ohne Kapitalverzinsung. Das ist ein relativ hoher Anteil!
Aufwandskennzahlen im Einzelnen betrachten
Umsätze und Aufwendungen zeigten in der Summe im Vergleich zum Vorjahr wenig Veränderung. Es ist interessant, Aufwandskennzahlen zu betrachten, die sich auf die eingesetzten Faktoren beziehen. Genaue Flächenangaben wurden nicht erhoben, also bleibt einzig der Bezug auf die eingesetzten Arbeitskräfte. Hier zeigt sich bei den Handelsbetrieben eine interessante Tendenz.
Erfolgreiche Betriebe haben den „Aufwand für Handelsware pro Arbeitskraft“ über die Jahre deutlich stärker gesteigert als der Durchschnitt der Betriebe. Vor allem in den letzten drei Jahren. Parallel dazu steigerten sie den „Umsatz pro Arbeitskraft“ deutlich stärker. Umsatz und der „Einsatz von Handelsware“ aber sind nicht die alleinigen Kriterien für wirtschaftlichen Erfolg. Man muss das Verhältnis der Zahlen zueinander betrachten. Entscheidend ist, was nach Abzug der weiteren Kosten übrig bleibt.
Wie hoch ist das Betriebseinkommen pro AK?
Für diese Betrachtung ist das „Betriebseinkommen pro Arbeitskraft“ ein gutes Hilfsmittel. Zieht man vom Umsatz die gesamten betrieblichen Aufwendungen außer dem Lohnaufwand ab, erhält man die Wertschöpfung. Bezogen auf eine Arbeitskraft ist diese Zahl ein guter Anhaltspunkt. Erfolgreiche Facheinzelhändler haben etwa 28 000 EUR Lohnkosten pro Angestelltem; die Wertschöpfung, die dieser Angestellte hervorbringt, sollte mindestens 35 000 EUR betragen, sprich die Differenz zwischen den Positionen sollte 7 000 EUR sein.
Kennzahlenvergleich
unbedingt nutzen
Das Institut für Handelsforschung Köln spricht davon, dass es bei vielen kleineren Facheinzelhändlern an der Einsicht fehle, ihre Entscheidungen auf ein betriebswirtschaftlich abgesichertes Fundament zu stellen. Das noch am ehesten in der Praxis verbreitete Controllinginstrument sei der zwischenbetriebliche Vergleich. Da häufig auch die qualifizierte personelle Kapazität einen Engpass darstelle, böten sich betriebsübergreifende Ansätze zu einem genaueren Controlling an.
In vielen Bundesländern gibt es spezialisierte Marketingberater, die zeitnahe Betriebsvergleiche für interessierte Betriebe durchführen. Die richtige Reaktion auf unbefriedigende Wirtschaftsergebnisse ist die Mitwirkung an derartigen Projekten. Idealerweise werden wichtige Kennzahlen auf monatlicher oder vierteljährlicher Basis erhoben und mit anderen Betrieben verglichen. Ein Instrument, das von den Facheinzelhändlern unbedingt genutzt werden sollte.
Christoph Hintze, LVG Heidelberg
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