Unperfektes verehren

Kurz vor seinem 60. Geburtstag beschloss Walter Aschenwald, den Floristmeister zu machen. Weil das ein lang gehegter Wunsch war und weil er es als richtig und wichtig empfand, seine berufliche Laufbahn mit einem persönlichen Höhepunkt abzuschließen. Er nahm das Unterfangen ernst, zeigte aber keinerlei Anflug von Verbissenheit. Nur seine Verehrung und Hinwendung zu Dingen, die bescheiden und nicht ganz perfekt sind.

Veröffentlicht am: von Nicole von Boletzky
erschienen am 30.03.2018

erschienen in florieren! 04/2018

Walter Aschenwald lässt sich für gewisse Dinge viel Zeit. So auch für seine meisterliche Pflanzarbeit. Er fühlte sich dazu verpflichtet, denn das Ausgangsmaterial war ein Geschenk der Zeit: eine alte Sitzbank aus Holz in seinem Garten. Auf dieser pflegte er oft stundenlang mit seinem Vater zu sitzen. Lange Jahre später stand die Bank noch dort, zwischenzeitlich verwittert, mit Moos bewachsen und morsch. Walter Aschenwald konnte sich nicht von ihr trennen, ein Stück seiner Geschichte wäre damit weggebrochen. Und plötzlich war da der Einfall, dem ehrwürdigen Erbstück noch einmal einen ganz wichtigen Platz zu geben: Er verwandelte die Bank zu seiner Meisterarbeit. Behutsam löste er die Paneelen von der Grundkonstruktion und fügte sie...

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