Relativierter Fleiß

Marina Stirmer gibt es offen zu: Vor ihrer Meisterausbildung an der Academy of Flowerdesign (AoF) blickte sie mit recht verklärtem Blick auf Werkstücke, die in stundenlanger Fleißarbeit gefertigt waren. Seit sie aber durch ihre Ausbildung ein wirkliches Verständnis für qualitative Gestaltung erlangt hat, unterscheidet sie klar zwischen reinen Zeitfressern und Werkformen, die durch die zeitliche Investition einen effektiven Mehrwert erreichen.

Veröffentlicht am: von Nicole von Boletzky
erschienen am 04.08.2021

erschienen in florieren! 08/2021

Ein AoF-Meisterschüler entscheidet frei, welchen Aufwand er für seine Meisterstücke betreibt. Eine Werkform wird nicht zwingend besser, wenn besonders viel Zeit investiert wurde. Aber es gibt halt doch gewisse Gestaltungen, die werden erst durch einen unbeschreiblichen Aufwand zu dem, was sie sind. Zum Beispiel die Kranzform von Marina Stirmer. Sie beklebte nicht einfach eine Ringform mit Abertausenden kleinen Teilen, sondern baute eine neue Form „ins Leere“. Jedes Einzelteil galt es, in Länge, Breite, Anordnung und Winkel zu bestimmen. Ganze 11.978 einzeln gefertigte Röllchen aus Buchseiten fügte sie zu zwei im Wechselspiel stehenden Ringformen zusammen. Alleine das Einkleben in den Unterbau dauerte annähernd 60 Arbeitsstunden, ganz zu...

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