Kein guter Wurf
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Rupert Fey von Beyond-Flora schrieb in Ihrer vorletzten Ausgabe 3/4-2023: „[…] Schon heute ist die Berufsschule faktisch am Ende. Die Klassen können kaum noch besetzt werden, weder mit Schüler(inne)n noch mit kompetenten Lehrer(inne)n.“ Wir und die Schüler/-innen der Flo 12 sind der Meinung, dass eine Generalverurteilung und -unterstellung uns bei diesem Thema nicht weiterbringt! Wir fragen uns, mit wie vielen Erfahrungswerten und persönlichen Kontakten mit Berufsschullehrkräften und Auszubildenden kann der Autor seine Meinung belegen? Denn unser Bild ist ein anderes. Unsere Berufsschule am Standort Straubing ist nicht am Ende. Es gibt immer noch Auszubildende, die gerne mit Blumen und Pflanzen gestalten, professionell Kunden beraten und darüber hinaus eine Menge Idealismus mitbringen, um diesen Beruf erfolgreich auszuüben. Wir Lehrkräfte bereiten die Auszubildenden mit Engagement und Kreativität auf einen erfolgreichen Berufsabschluss vor. Lehrkräfte und Berufsschüler/-innen der Fachabteilung Floristik und Gartenbau an der Staatlichen Berufsschule III Straubing – Marianne-Rosenbaum-Schule diskutierten im Unterricht Rupert Feys Impulse bezogen auf die Zukunft von Berufsschulen. Anschließend verfassten sie einen Leserbrief. Mit dieser Sichtweise sind wir nicht alleine. Die Reaktion unserer Schüler/-innen auf die Aussagen von Herrn Fey sprechen für sich.
Reaktionen der Schüler/-innen
Zitat von Herrn Fey: „Das ist nichts mehr für die, die nichts anderes gefunden haben.“ Reaktion einer Schülerin: „Diese Meinung kann ich keinesfalls unterstreichen. Ich hätte nichts besseres finden wollen! Schon von klein auf hat mich dieser Beruf begeistert und war immer meine erste Berufswahl. Jemand, der diesen Beruf nur wählt, weil er nichts anderes findet, wird in unserem Beruf nicht bestehen. Denn er könnte nicht das Interesse aufbringen, sich mit den komplexen Themen der Botanik sowie der Gestaltungslehre auseinanderzusetzen.“ Zitat von Herrn Fey: „Die Klassen können kaum besetzt werden, weder mit Schüler(inne)n noch mit kompetenten Lehrer(inne)n.“ Meinung einer Schülerin: „Unsere Berufsschullehrer/- innen sind bestens qualifiziert, mit langjähriger Berufserfahrung in top Betrieben, auch im Ausland.“
Nachteile für die Auszubildenden
Herr Fey schildert seine Wunschvorstellung zur Berufsausbildung wie folgt: „[…] An nur noch vier Standorten mit je 500 Azubis haben wir die besten Lehrer der Branche am Start. An jedem Standort gibt es je zehn Klassen mit 25 Auszubildenden pro Lehrjahr (bei zwei Lehrjahren).“ Meinung einer Schülerin: „Vor allem für den praktischen Unterricht ist es von Vorteil, wenn es pro Klasse weniger Schüler sind. Im Praxisunterricht werden besondere Werkstücke gestaltet und neue Herstellungstechniken erlernt, bei denen man Unterstützung von den Lehrkräften benötigt.“ Meinung einer anderen Schülerin: „Aktuell müssen bereits viele Auszubildende für den Berufsschulunterricht lange anreisen. Neben dem finanziellen Aspekt ist dies auch mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden, der sich bei einer Reduzierung der Standorte für viele Schüler/-innen nochmals erhöhen würde.“ Meinung einer weiteren Schülerin: „Da ich selbst meine Ausbildung zur Floristin auf zwei Jahre verkürze, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass die Berufsschulzeit zu kurz ist, um alle relevanten Inhalte vermittelt zu bekommen und floristisches Gestalten ausreichend zu üben.“ Im Artikel von Herrn Rupert Fey sind gute Ansätze vorhanden, über die sich diskutieren lässt, wie e-Learning für die Theorie sowie Praxis-Doppeltage bei Groß- und Abholmärkten. Ein „allererster Wurf“, wie Herr Fey schreibt, ist ihm jedoch nur bedingt gelungen.
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