
Nachhaltig. Vielfältig.
Ökologisch sinnvolle Brautsträuße sind das Gebot der Stunde. Letztendlich sind es ja die guten alten Sträuße mit Naturstielen, die durch und durch ökologisch sind. Aber auch die Optik muss zum Thema passen. Gregor Lersch bietet hierfür Techniken an, die durch und durch recycelbar sind und gleichzeitig die Aussage „natürlich“ auch ins Design umsetzen. Gabriele Kubo stellt sechs Brautsträuße von Gregor Lersch vor – mit Blick auf die Technik, die Farbigkeit und die Werkstoffauswahl.
von Gabriele Kubo, Chigasaki City/Japan erschienen am 13.05.2024Die Brautsträuße, die wir hier vorstellen, sind bei einem dreitägigen Gregor- Lersch-Seminar im Herbst 2019 entstanden, einem Seminar in Japan, veranstaltet von der Hana Ami Gestaltungsschule. Ein Tag des Seminars war dem Thema „Natürliche Brautsträuße“ gewidmet.
Leichte Gerüste, feine Konstruktionen sind essentiell in Gregor Lerschs Gestaltungsstil. Sie sind nicht nur interessant, erst durch sie werden die filigranen Formen überhaupt ermöglicht. Es sind quasi Abstandshalter der besonderen Art. Sie schaffen Zwischenräume und geben den Blüten Halt und Richtung.
Feine, besondere Materialien wie Papier oder mit Golddraht abgewickelte Weizenähren sind dabei genauso wichtig wie natürliche Füllmaterialien, zum Beispiel wuschelige Clematis-Fruchtstände oder kleine grüne Bart-Nelken. Das Thema „Natürlichkeit“ wird damit visueller und passt zum Stil der jetzigen Hochzeitsfloristik.
Runde Formen sind immer passend für Hochzeiten. Sie wirken ruhig, aber auch jung und freundlich. Nerinen, Rosen, Dendrobien, Hypericum-Beeren und eine Mitte aus Celosien in der Hauptfarbe Pink. Die junge, dynamische Farbe wirkt durch den hohen Anteil an Beige anmutig, wird sozusagen weich umspielt. Clematis-Fruchtstände erhöhen den lieblichen Charakter, ebenso die verspielten Muehlenbeckia-Ranken.
Auf eine Drahtspinne wird erst Papierdraht aufgeflochten, du¨nnes Rattan wird mit vielen kleinen Abstandshaltern aus Weidenstu¨ckchen zu einer Art Riesenschnecke gelegt und dann auf der Spinne befestigt. Kleine Holzwürfelchen, in Draht gefasst, tanzen über der doch kompakten Form, bringen Leichtigkeit und Höhe. Eine echte Fleißarbeit, dieser Grundaufbau!
Eine klassische, elegante Unterform ist der Fächer. Auf ein Drahtgeflecht werden trockene Binsen und frische Gräser eingewoben. Zur klassischen Form passen „erwachsene Farben“ wie das Dunkelrot der Anthurien, die schwarzen Schoko-Kosmeen, das dunklere Blattwerk. Auffrischend ist das Orange der Epidendron-Blüten sowie das helle Rot der Nandinen-Beeren und der kleinen Spray-Nelken. Das frische Grün der Stemona-Ranken gehört einfach zu Hochzeiten dazu, Nepenthes-Blattwerk wiederholt den Ton. Ganz wichtig ist ein kleines Büschel aus trockenem Gras: Es verbindet optisch zur Unterlage. Die hellorangefarbene Nadelkissen-Protee in der Basis bringt Festigkeit, ohne schwer zu wirken.
Hier spielen die Materialien eine große Rolle: Auf eine Pappscheibe werden viele mit Golddraht umwickelte Weizenähren in loser Form geschichtet, sodass sie einen hellen rustikalen, locker wirkenden Rand bilden. Dieser Rand ist der so wichtige hintere Teil eines Brautstraußes: der Braut zugewandt, wichtig für das optische Gleichgewicht und die tatsächliche Stabilität.
Stimmt dieser hintere Teil, liegt der Strauß sicher in der Hand. Verarbeitet sind Nepenthes, Amaranthus, Pfefferbeeren, Efeu und Calla als abfließende Linien, Nelken, Leucadendron und Lysianthus als Basisblumen, Stemona japonica und Skabiosen für die Leichtigkeit über der ersten Lage.
Das ist nun wirklich eine Idee! Aus Spanndraht werden Kringel gedreht, mit langen Stielen, dann weiß gestrichen – eine Art Ersatzblüte ist entstanden! Die 40 Kursteilnehmer arbeiteten denselben Strauß, begeistert von der Idee, das einzige Problem war, alle Kringel in kurzer Zeit zu trocknen. Die Sonne half dabei. Die Kringel bilden das Grundgerüst des Straußes. Da sie aus Draht sind, können sie vorab zu einem leichten kleinen Netzwerk zusammengefügt werden. Das Spielerische, Leichte dieser Gestaltungsidee wird fortgesetzt in der Materialwahl: lange leichte Bärengräser, Stemona-japoncia-Ranken, mädchenhafte Zinnien, Cymbidium zur Feierlichkeit des Anlasses, Skabiosen und Wachsblumen zur Verstärkung der „Feinheit“, Lysianthus in der Basis, mehr braucht es nicht.
Wie eine Seeanemone mutet dieser Brautstrauß an, wie eine Blüte auch, eine Knospe, ein dichter feiner Korb. Sicherlich eine Konstruktion, die man lieben kann, auch wenn die Blüten verblüht sind. Der Unterbau besteht aus einer dicht an dicht gewobenen Scheibe, in die viele Rattan-Abschnitte geklebt wurden. Feine Fruchtflügelchen wirken wie über den Strauß gezuckert. Dass sie auch noch eine Herzform haben, erhöht die Kostbarkeit zusätzlich. Plattähren-Gras, grüne Phalaenopsis, Ammi majus, Tillandsien, Epidendron, Lysianthus, von jeder Art nur wenige Stiele in hoher Artenvielfalt, so ist es gerade modern. Wieder verwischen die Clematis-Wuschel das Gesamtbild auf angenehme weiche Weise. Ein junger, feiner, ganz besonderer Strauß ist entstanden.
Aus feinem weißem Seidenpapier werden kleine Hörnchen gedreht, die wiederum mit feinem Silberdraht abgewickelt werden. Die kleinen Preziosen werden spielerisch auf einem ebenfalls mit Seidenpapier abgewickelten Grundgerüst befestigt. Alle Blumen sind weiß, dadurch entsteht ein ruhiges klassisches Bild. Da alle Formen entweder selbst feinteilig sind oder von Feinteiligem umspielt werden, wirkt der Strauß trotz seiner großen Fülle romantisch und leicht. Enthalten sind Ornithogalum, panaschierte Liriope-Gräser, Calla, Wicken, Epidendron, Astilben in sehr hellem Rosa, Stemona, Jasmin, Tillandsia usneoides und Rosmarin fürs Glück.
Aus feinem weißem Seidenpapier werden kleine Hörnchen gedreht, die wiederum mit feinem Silberdraht abgewickelt werden. Die kleinen Preziosen werden spielerisch auf einem ebenfalls mit Seidenpapier abgewickelten Grundgerüst befestigt.
Ein lang abfließender fülliger Strauß ganz ohne Konstruktion, „einfach“ aus der Hand gebunden. Große, botanische Besonderheiten machen Drahtungen erforderlich beziehungsweise Biegungen mit Draht, um sie in der Form zu halten. Phalaenopsis, Symphoricarpus, Oncidien, Calla, Gerbera, Echeverien, Philodendron, Nerinen, Ilex, Efeu – jeder verwendete Werkstoff hat seine eigenen technischen Herausforderungen. In diesem Sinne ein wahrer Meisterstrauß!
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