
Brautsträuße sollten Unikate sein
Beim Brautschmuck sind Floristen ganz besonders gefordert, die Kunden mit Know-how zu überzeugen. Zur fachlichen Kompetenz gehören handwerkliches Können, fundiertes Wissen und langjährige Erfahrung. Durch den stimmigen Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkstoffen, Texturen und Kontrasten sowie Farben und Formen kann eine facettenreiche und zeitgemäße Brautfloristik erreicht werden.
von Anja Ersing, Ludwigsburg erschienen am 22.03.2024Der Brautstrauß war im Gegensatz zum Blumenschmuck nicht schon immer Bestandteil der Trauungszeremonie, sondern entwickelte sich zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert. Erst seit der Renaissance ist es üblich, dass die Braut mit einem Strauß vor den Altar tritt. Während der Brautstrauß die Braut früher in erster Linie mit Duft vor einer Ohnmacht bewahren sollte, zählen heute vor allem die Optik und Individualität.
Grundvoraussetzung für individuellen Brautschmuck ist eine intensive Beratung. Dabei müssen unter anderem die Stofflichkeit des Brautkleids, der Hauttyp und die Haarfarbe berücksichtigt werden. Floristen sollten auch auf eine saisonale Blumenauswahl, auf pflanzensoziologische Aspekte und Nachhaltigkeits- und Natürlichkeitsaspekte eingehen. Pflanzensoziologische Aspekte verlieren zwar an Bedeutung, sollten aber bei der Beratung der Brautpaare angesprochen werden. Abhängig von den Kundenwünschen kommt es auf das Verhältnis an, in dem Werkstoffe unterschiedlicher Herkunft kombiniert werden. Floristen haben die Aufgabe, das Erscheinungsbild insgesamt im Auge zu behalten.
Leider wird den Bräuten über die sozialen Netzwerke eine Bilderflut an Motto-Hochzeiten und Trendbrautsträußen vermittelt, die oftmals keinerlei gestalterische Grundlage aufweisen. Das „eine gleicht dem anderen“. Letztendlich aber geht es in der Hochzeitsfloristik um Individualität, um die persönliche Note, und deshalb sollte jeder Brautstrauß ein Unikat sein.
Grundlage für den Braut-Muff ist ein Kunststoffrohr (23?cm lang, 13?cm im Durchmesser) und doppelt gefasster Maschendraht (etwa 40?cm lang). Zur Verbesserung des Tragekomforts wird das Innere des Rohrs mit dünnem Schaumstoff auspolstert und zusätzlich mit cremefarbenem Filzband verkleidet. Auch die Vorder- und Rückseite der abfließenden Drahtkonstruktion wird gleichmäßig mit Filzband „versäubert“. Bevor die Hartriegelblüten mit Floralkleber zum Blütenteppich geklebt werden (nur ausgereifte Blüten verwenden!), werden kleine Drahtösen in einer Reihe in der Mitte von oben bis fast nach unten im Maschendraht verankert. Hier werden später Ranken und filigrane Blüten eingearbeitet, die dem Muff verspielte Leichtigkeit verleihen.
Der Strauß aus gerollten Stachys-Blättern, grünen Johannisbeeren und Maiglöckchen betört die Sinne. Mit Samtschleife und Spitzenstoff passt der Griff perfekt zu den Werkstoffen.
Dieser Brautschmuck setzt technisches Fachwissen voraus. Zwei Schweißdrähte (0,4 mm) werden in Form gebogen, getapt und auf einen speziell angefertigten Brautstraußhalter montiert. Dann werden die Clematis-Fruchtstände entlang der beiden Schweißdrähte ähnlich wie bei Girlanden gewickelt – an den Enden schmal, zur Mitte des Bogenstraußes hin dicker. Mit dem Ziel, Spannung zu erzeugen, wurden viele unterschiedliche Blüten nach Aspekten wie Textur, Farbe und Form ergänzt. Eine Mischtechnik aus Andrahten und Kleben ermöglicht ein optimales Integrieren des Blütenflors in die Bogenform.
Durch Blütenfülle und -vielfalt sowie gekonntes Farbenspiel kommt natürliche Schönheit zum Ausdruck.
Der Ursprung der Duftsträuße geht auf die Renaissance zurück. In eine Umrandung aus zart rosafarbenen Hyazinthenblüten und Wachsblumen im unteren Teil ist eine Vielfalt kleinblütiger Frühlingsblüher gebettet. Der Brautstraußhalter versorgt die Blüten mit Wasser.
Eine Styroporhalbkugel dient als technischer Unterbau und gibt somit gleichzeitig die Form für diesen dezent duftenden Brautstrauß vor. Aus der Styroporhalbkugel wird eine zum Durchmesser eines Brautstraußhalters passende Öffnung herausgeschnitten. Die Halbkugel wird komplett mit grünem Band, dann wird mit Stecknadeln Steelgras fixiert. Nun wird der Brautstraußhalter integriert. Die Freesien werden mit kleinen Blüten und Beeren kombiniert.
Bei diesem Brautstrauß wurde eine Mischtechnik angewendet: Zum Teil sind die Blüten mit Naturstiel im Strauß, zum Teil sind sie gedrahtet. Die runde, kompakt wirkende Form wird durch Zittergras aufgelockert.
Durch die Wahl der Blüten und das Farbenspiel erhält dieser Brautstrauß eine nostalgische Wirkung. Gedrahtete Tulpenblätter (Glamelientechnik) bilden den Abschluss.
Hier wird die Feuerball-Lilie (Scadoxus multiflorus) in Szene gesetzt. Für den Unterbau wird Frischblumensteckschaum verwendet. „Innen“ ist der Brautstrauß mit grünen Beeren der Feuerball-Lilie und orangefarbenen Vogelbeeren ausgekleidet. Der Ab-schluss wird mit Fruchtständen der Schopflilie gesteckt. Die Blüten und Ranken der Schwarzäugigen Susanne beziehen sich farblich auf die Feuerball-Lilie und brechen die strenge innere Gestaltung auf.
Für diesen Brautstrauß wird ein Brautstraußhalter mit einer 5?cm dicken Styrodur-Scheibe kombiniert. Die Styrodur-Scheibe wird mit grünem Band und dann mit grün-weiß panaschiertem Chinaschilf verkleidet. Für die gewünschte Höhe wird der im Brautstraußhalter vorhandene Steckschaum durch eine von Hand zugeschnittene Steckmasse ersetzt.
Dieser Brautstrauß „lebt“ von der Auswahl von großen und kleinen Blüten sowie Ranken. Farbspiel und Ausstrahlung können am besten im Sommer erreicht werden.
Auf eine Form, die aus Trockensteckschaum geschnitten ist, werden einzelne Skabiosen-Fruchtstände mit Stecknadeln fixiert. Für den innen liegenden Blütenteppich werden die Werkstoffe mit Liebe zum Detail ausgewählt und komplett gedrahtet.
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