Ein Stern auf dem IHK Walk of Fame
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Bei der Enthüllung des Sterns lobte der IHK-Präsident Uwe Goebel: „Solche herausragenden Leistungen schaffen nur wenige. Sie können stolz auf sich sein. Das ist der ideale Einstand für eine Karriere mit Lehre.“ Sie sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der erfolgreiche Start in das Berufsleben mit einer dualen Ausbildung beginnen könne. Tatsächlich hatte die 22-Jährige nach dem Abitur zunächst andere Pläne: „Nach monatelangem Suchen eines dualen Studiums, in einer Richtung die mir gefällt, hatte ich einen Vertrag im Bauingenieurwesen angenommen. Nach einem Praktikum hatte ich direkt ein komisches Bauchgefühl, ich fühlte mich noch nicht bereit wegzuziehen. Da ich als Kind schon immer in meine Freundschaftsbücher ‚Floristin oder Innenarchitektin’ als Traumberuf geschrieben habe, nahm ich mir das zu Herzen und dachte darüber nach.
Warum eigentlich nicht? Ich bin kreativ, teamfähig und durch meinen Minijob in einer Eisdiele weiß ich mit Kunden umzugehen.“ So entschied sie sich kurzerhand für eine Ausbildung zur Floristin und sagt heute: „Das war die beste Entscheidung. Ich liebe es, direktes Feedback vom Kunden zu bekommen. Klar startet man als Anfänger und nicht jeder Strauß ist so schön, wie der Kunde ihn sich vorgestellt hat, aber durch tägliche Übung wurde ich immer besser.“ Wenn sie jetzt merke, dass sie ihren Job gut mache und die Kunden sich freuen, über die Dinge die sie fertigt, sei das eine tolle Bestätigung.
„Es sollte ein Umdenken geben“
Schade findet sie, dass ihr Beruf in der Gesellschaft zu wenig Anerkennung erfährt: „Ich denke, dass es Zeit ist, den Beruf zu überdenken und ihn mit der Bezahlung in anderen Handwerksberufen gleichzustellen. Meiner Meinung nach ist es ein Negativkreislauf, der bei den Floristen noch nicht überwunden wird. Es sollte ein Umdenken geben, im Zuge dessen Floristen mehr Lohn für den knallharten Job bekommen. Der Chef sollte daher mehr Umsatz für Dinge einspeisen, für die es auch okay ist, Geld zu nehmen (Beratungsgespräche, Ausliefern, Arbeitszeit bei Werkstücken ...). “ Ebenso stellt sie sich die Frage, ob ein Florist am Wochenende geöffnet haben muss.
Für viele Jüngere sei Wochenendarbeit ein Ausschlusskriterium. Ihre Eltern Helmut und Hilke Mösker leiten seit 25 Jahren das Fachgeschäft Floristik Mösker. Sie sehen die Forderungen ihrer Tochter etwas nüchterner: „Vor knapp einem Jahr hat eine allgemeine Lohnerhöhung der Floristen stattgefunden. Als Arbeitgeber ist es nicht immer leicht, mehr Lohn zu zahlen, da die Umsätze meist die gleichen bleiben und die Mitarbeiter mehr Lohn für die gleiche Arbeit bekommen. Aber natürlich gönnt man seinen Mitarbeitern mehr Verdienst für die geleistete Arbeit und hofft gleichzeitig, dass so auch die Motivation steigt.“
Auch den Ansatz bezüglich der Wochenendarbeit verstehen die Unternehmer. Nur geben sie zu bedenken, dass viele Events nun mal am Wochenende stattfinden. „Für diese Gesellschaften müssen wir erreichbar sein. Früher hatten wir sieben Tage die Woche auf, jetzt sonntags geschlossen. Das war eine große Umstellung für die Kunden, weil sie es gewohnt waren, sieben Tage die Woche bedient zu werden“, erzählt Helmut Mösker. Durch die Mithilfe im Betrieb ihrer Eltern hat Madita Mösker nicht nur diese Umstellung live mitbekommen. Bereits während ihrer Schulzeit half sie nebenbei im Blumengeschäft und begleitete ihre Eltern auf Messen und beim Einkauf. „Wenn man dann das selbst Ausgesuchte auspackt, auszeichnet und im besten Fall verkauft, ist das einfach ein tolles Gefühl!“, schwärmt sie.
Mit Blick auf ihren elterlichen Betrieb stellt sie fest, dass sich auch die Ausbildung in den letzten Jahren verändert hat: „Früher waren im Betrieb mehr Beschäftigte, so hatten die Azubis die für sie passenden Aufgaben, konnten sich so langsam an das Kundengespräch herantrauen. Heutzutage ist das so kaum noch möglich. Die Mitarbeiterzahl schrumpft, daher muss auch ein Azubi im ersten Lehrjahr den Kunden bei uns beraten. Am Anfang wird man in kaltes Wasser gestoßen, doch so lernt man auch viel schneller, worauf es ankommt und was man verbessern kann. Im Gespräch mit Kolleg( inn)en und dem Chef bekommt man die nötigen Tipps, sodass der Kunde am Ende zufrieden ist.“ Dass man nicht als Meister anfängt und nicht mit den Lieblingsaufgaben starten kann, solle man dem Azubi am Anfang verständlich machen.
Nachdem der Lehrling aber viele Arbeitsbereiche kennengelernt habe, solle dieser auch mal in Ruhe, ohne ständiges Verbessern, seine eigene Fantasie zeigen dürfen. Anschließend könne dann immer noch über Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen werden. „Es ist wichtig, die Mitte zu finden, man sollte immer wichtige Tipps und Ideen bekommen, aber auch mal eigenen Freiraum zur Kreativität bekommen.“ Grundsätzlich findet es die Floristin wichtig, den Azubi in jeden Aufgabenbereich einzuarbeiten und damit auch einsetzen zu können, denn sie ist sich sicher: „Wir brauchen Nachwuchs, der seine eigene Kreativität und einen neuen Stil in die Branche bringt.“
Zwei Leidenschaften verbinden
Als Tipp für eine erfolgreiche Ausbildung nennt sie, schon bei der Bewerbung besonders danach zu schauen, welcher Betrieb zu den eigenen Interessen passt. „Ich denke, dass es viele tolle Betriebe gibt. Es ist wichtig, für sich den richtigen zu finden, zum Beispiel zu entscheiden, ob man eher zu einem typischen Floristen möchte oder auch gerne mit Dekoration und/oder Inneneinrichtung zu tun hat. Dann könne man sich in den unterschiedlichsten Bereichen einbringen und persönlich weiterentwickeln. Ihr eigenes Herz schlug schon immer dann höher, wenn Kunden Bilder von Ecken in ihrem Zuhause mitbrachten, die sie dann gestalten durfte.
Deshalb hat es Madita Mösker nach ihrer Ausbildung zur Floristin nun doch noch ins Studium gezogen: „Mein Traumberuf Innenarchitektin ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Daher habe ich im September 2022 ein Architekturstudium in Münster an der FH gestartet.“ Was in der Zukunft ist, könne sie noch nicht genau sagen, das halte sie sich offen. Aber dann lässt sie sich doch zum Träumen hinreißen: „Ich würde gerne ein Innenarchitekturbüro eröffnen, inmitten eines Ladenlokals, in dem Deko, Lampen, aber auch besondere Schnittblumen verkauft werden. Zusammen mit Mitarbeitern im floristischen als auch im bauzeichnerischen Bereich könnte ich beide Leidenschaften verbinden. Der Kunde würde so das komplette Rundumpaket bekommen.“
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